Samstag, 30. März 2013

Glückliche Familie Nr. 134: Frohe Ostern


Ich habe mich versöhnt mit dem Objektiv aus Hong Kong und dem Hauptzollamt. Es macht nämlich wunderbare Fotos. Nachdem ich mit Kronprinz (15) eine Misch-Finanzierung vereinbart habe, darf ich das Objektiv jetzt mit benutzen. Es ist ein 50-mm-Objektiv mit fester Brennweite und einer 1,8-Blendeneinstellung. 

Wie auch immer: es macht solche Fotos.





Euch allen fröhliches Eiersuchen und schöne Ostern

Uta

Dienstag, 26. März 2013

Glückliche Familie Nr. 133: Das innere "Navi"


"Der Weg ist das Ziel" ist eine wichtige Weisheit.

Nicht an allem vorbei hetzen, sondern jedes Blümchen, sorry, jedes Eisblümchen, jedes Glitzern im Schnee genießen, das Knirschen bei jedem Schritt, die (allzu) frische Luft in den Lungen (aktuelle Assoziation, Hamburg, kurz vor Ostern 2013).

Nicht immer die Kinder antreiben, dass die Kleine "trocken" wird, dass der Große das nächste Schwimmabzeichen schafft, die nächste Klassenarbeit, die Gymnasialempfehlung, den Führerschein, die Studienzulassung ..., sondern innehalten, den Becher Kaffee wärmend in der Hand dem Baby beim Schlafen zuschauen, den Kindern beim Spielen, den Großen beim Hip-hop-Tanzen im Wohnzimmer (Prinzessin) oder Graffiti-Sprayen auf alten Holzbrettern (Kronprinz).

"Der Weg ist das Ziel". Wenn man einen Kalender hat mit Sprüchen, dann ist das ein wichtiges Blatt.


Ein Weg bei Hamburg vor ein paar Sommern


Aber: Die ganzen esoterischen Weisheiten vom Hier und Jetzt und von den Wegen und den Blumen sind ohne Substanz, wenn ich keine innere Ausrichtung habe.

Deshalb sagen die Persönlichkeitstrainer Maria und Stephan Craemer nicht:


"Der Weg ist das Ziel" sondern 


"Ohne Ziel kein Weg." 


Bei John Izzo habe ich von einer Methode gelesen, die hilft, sich seiner Lebensziele schlagartig bewusst zu werden. Dazu musst du dir nur vorstellen, wie du als 85jährige in einem Schaukelstuhl auf der Veranda sitzt (Schaukelstuhl, Veranda ...das können auch Ziele sein) und dein Leben Revue passieren lässt. 

Was für Bilder tauchen auf? Welche würden dich mit Freude erfüllen? Mit welchen Menschen siehst du dich? Was hast du erreicht? Welche Ausstrahlung hast du?

Bei mir tauchten Bilder auf, die mir nicht bewusst waren:
  • Da ist eine schöne Frau, gepflegt und gut gekleidet, mal in Jeans und Hemd, mal im kleinem Schwarzen, die Haare kunstvoll hoch gesteckt. 
  • Da ist eine Frau, die in jeder Phase ihres Lebens tanzt.
  • Sie ist voller Energie, Lebensmut, ansteckend fröhlich, warmherzig.
  • An ihrer Seite der "Soßenkönig", graumeliert und schneidig. Da ist ein Paar, das seine Beziehung mehr pflegt als den Rasen oder die Induktionskochfelder. 
  • Die Frau ist umgeben von einer großen Familie und guten Freunden.
  • Die Frau ist eine Mutter, die ihre Kinder "ermächtigt"* hat, voller Mut und Kraft, ihren Weg zu gehen. 
Ich höre jetzt auf zu schaukeln, sonst geht vor meiner gedanklichen Veranda noch die Sonne unter und das Pathos übermannt mich.

Es gibt mir sehr viel Energie, mir meiner Ziele bewusst zu werden. Ziele sind wie Magneten, die einem eine Ausrichtung geben.

Immer fröhlich ein "Up Date" machen für das innere "Navi"

Uta

* Eine Begriff aus dem Training der Craemers. 

Samstag, 23. März 2013

Glückliche Familie Nr. 132: Das Kind anerkennen, Folge 3


Heute geht es darum anzuerkennen, wenn Kinder im Haushalt mit anpacken.

Hier das Beispiel:

Die neunjährige Bea hilft, den Großeinkauf aus dem Auto ins Haus zu tragen. Mutter reagiert so:

a) Ich sage gar nichts. Das ist doch selbstverständlich. Ich musste früher zu Hause ganz anders mit zulangen.

b) "Danke, ich bin froh, dass du mir hilfst. Nach der Grippe bin ich noch ganz wackelig auf den Beinen. Ich hätte es heute kaum allein geschafft."

c) "Schön, dass du dich auch mal regst. Es geschehen in diesem Haushalt noch Zeichen und Wunder."



Kronprinz (15)  beim Staubwischen, gestelltes Bild


zu a) Als wir dieses Thema mit Müttern und Vätern im Elterntraining besprachen, wurden einige ganz  schnippisch. "Pah, ich soll auch noch 'danke' sagen, wenn Sohnemann sich herablässt, endlich mal seinen Teller abzuräumen?"
Natürlich macht man nicht bei jeder kleinen Hilfe den Kniefall. Das wäre inflationär, unehrlich und würde in seiner Wirkung verpuffen. Aber bei den Kindern von klein auf dafür zu sorgen, dass man einander unterstützt und das auch gegenseitig anerkennt, macht vieles leichter. Das ist wie eine familiäre Klima-Erwärmung (nur ohne Ausrotten von Eisbären).


zu b) Ihr ahnt es, hier ist wieder Frau Mustermann am Werk. Kein pauschales Lob aus der Gießkanne, sondern ein persönliches Dankeschön aus der Situation heraus. Mutter macht deutlich, dass Bea in dieser Situation (Mutter noch geschwächt von der Grippe) einen wichtigen Beitrag für sie geleistet hat. Bea merkt: Es hat einen Unterschied gemacht, ob sie da war oder nicht. Ein Grundbedürfnis für jeden Menschen auf dieser Welt.

Mir gefällt das Danken viel besser als das Loben.
Loben geschieht eher aus einer überlegenen Position heraus. Der Schulmeister lobt den Schüler, der erfahrene Erwachsene das tölpelhafte Kind. Daumen rauf, Daumen runter.

Danken ist gleichwürdiger und macht den Beitrag klar, den der andere für mich geleistet hat. Und wenn ich darin Vorbild bin, wird das wirksamer sein, als wenn ich den Kindern meinen Finger in den Rücken bohre und ihnen zuraune: "Sag' Tante Hildegard 'danke' für die Schokolade."


zu c) Nicht schlimm, wenn einem mal ein solcher Satz entfährt. Hat das aber Methode, müssen sich Eltern nicht wundern, wenn ihnen in der Pubertät noch deutlich schärfere Sätze um die Ohren fliegen.

Ironie ist eine spitze Waffe. Anerkennung und Wertschätzung lassen sich damit schwer vermitteln.

Und Achtung! Kinder verstehen Ironie erst ab acht oder neun Jahren.


Ich würde mich freuen, wenn ihr mir schreiben könntet, in welcher Situation ihr euch ausdrücklich bei einem Kind bedankt habt.

Immer fröhlich dankbar sein

Uta

Montag, 18. März 2013

Glückliche Familie Nr. 131: Tiefstes Vertrauen ins Kind


Heute wollte ich in die Koreastraße fahren, um das Hongkong-Objektiv abzuholen.

Aber hat schon mal jemand eine Rikscha mit Schneeketten gesehen?

Heute morgen, halb zehn Uhr in Hamburg, kein "Knoppers", sondern Schnee.

Gulliver will rein.


Das Treiben der Flocken da draußen schenkt mir die Zeit, über schlechte Noten zu schreiben.

Es gibt Lehrer, die verteilen schon in der Grundschule 'vieren' und 'fünfen'.

Wollt ihr meine Meinung dazu hören?

Hier versagt nicht das Kind, hier versagt der Lehrer, hier versagt das System.

Einen guten Lehrer erkenne ich daran, dass er gute Schüler hervorbringt. Und wenn ein Kind in einem Fach total abbaut, muss ich mich als Lehrer fragen 'warum'? Ich kann nicht den schwarzen Peter an das Kind oder an die Eltern weiter reichen. Ich muss mich fragen: "Was ist mit dem Kind los?" oder "Was stimmt nicht mit meinen Methoden?"

Als einmal der Reformpädagoge und ehemalige Leiter der Bodenseeschule* Alfred Hinz zu Besuch in Hamburg war, habe ich ihn zusammen mit einer Freundin interviewt. Uns interessierten seine Methoden und seine Einstellung zum Kind.

O-Ton Alfred Hinz:

"Ich beobachte jedes Kind genau: Warum drückt es sich sechs Wochen lang vor Mathe? Wenn es in dieser Zeit aber eine tolle Arbeit über einen toten Igel gemacht hat, ist das ein Äquivalent für mich. Danach gehe ich zu dem Kind und schließe einen Vertrag mit ihm: 'Nach dem Igel ist Mathe dran.' Das Kind wird zwei Wochen Mathe machen und die sechs Wochen nachholen.
Sie müssen dieses tiefste Vertrauen in das Kind haben."

Ich will hier kein Fass für Lehrer-Schelte aufmachen (bitte schreibt mir keine Kommentare in diese Richtung!).

Meistens haben Lehrer weder die Ausbildung noch die Bedingungen, um ihren Schülern dieses "tiefste Vertrauen" zu schenken.

Lehrer werden heute von allen Seiten beschossen.
  • Da sind die Eltern, die immer anspruchsvoller werden und die widersprüchlichsten Erwartungen an Lehrer stellen. Die einen wollen den Lehrer alter Schule, die anderen erwarten den Reformpädagogen par excellence. Die einen kreisen ständig über ihrem Kind, wieder andere kümmern sich gar nicht und erwarten, dass die Lehrerin sich sogar um Schulbrot und vollständiges Federmäppchen sorgt.
  • Auch die Schulbehörde stellt immer höhere Ansprüche an die Lehrer. Statt sie zu stärken für ihr "Kern-Geschäft", das Unterrichten, müssen sie eine Reform nach der anderen umsetzen, sich mit neuen Lehrplänen befassen, Berichte schreiben, sich für Evaluationen zur Verfügung stellen, in Konferenzen sitzen, die Schule nach außen "verkaufen". 

Ja, es gibt viel zu verbessern, besonders an der Auswahl von Lehrern und an ihrer Ausbildung (das ist für mich der eigentliche Grund der Misere). 

Aber unsere Kinder sind jetzt in der Schule. Sie haben mal gute und mal schlechte Lehrer.

Wie wir früher auch.

Lamentieren oder "teacher-hunting" hilft uns und unseren Kindern keinen Millimeter weiter.

Aber was können wir Eltern tun?

Wenn unser Grundschulkind mit einer 'vier' oder sogar 'fünf' nach Hause kommt, dürfen wir auf keinen Fall in die gleiche Kerbe hauen, wie der Lehrer, der dieses Urteil über ein Kind verhängt hat.

Wir dürfen nicht den Druck erhöhen.

Wenn schon nicht der Lehrer, dann müssen wir Eltern dieses "tiefste Vertrauen" in unser Kind haben.

Das ist unser Kerngeschäft.

Wir sollten
  • kein Drama daraus machen ("Oh Gott, wenn Mama und Papa das schlimm finden, dann ist es wirklich eine Katastrophe.")
  • die Gelegenheit suchen, dem Lehrer eine Rückmeldung zu geben, wie sich solch eine Note auf das Kind auswirkt (keine Vorwürfe, nur Feedback: "Thea war ganz niedergeschlagen, als sie nach Hause kam." Die meisten Lehrer wollen das nicht und machen sich endlich Gedanken über die Folgen ihres Handelns.)
  • wir sollten selbst begeisterte Schüler auf allen Gebieten des Lebens sein und unsere Kinder damit anstecken (viel wichtiger als der ganze Noten- und Gymnasial-Empfehlungs-Quatsch)
  • für ein buntes Leben sorgen, in dem Schule nicht der Nabel der Welt ist

Wir sollten unser Kind wieder sehen lernen, so wie es die Lehrerin, Autorin und Uni-Dozentin Fee Czisch in ihrem wunderbaren Buch "Kinder können mehr. Anders lernen in der Grundschule" beschrieben hat:
"Ein Mädchen in meinem Innenhof macht Drehübungen am Geländer zur Kellertreppe: sie hält sich mit einer Hand an der Stange fest und dreht sich unentwegt im Kreis um diese herum. Dabei ruft sie ständig nach ihrem Vater, der sich mit jemandem unterhält: 'Papa, schau!' So lange, bis der endlich 'schön' sagt. Sofort setzt sie ihre Übungen fort mit dem Ruf: 'Jetzt üb ich, bis ich es ganz gut kann!' Und will immer wieder von ihrem Vater gelobt werden. Glücklich und erschöpft hüpft sie schließlich zu ihrem Fahrrad und übt Kurvenfahren. Sie entdeckt ein Übungsfeld, experimentiert, übt, braucht Anerkennung, übt weiter, bis sie 'es' richtig kann. ...
Diese Neugierde, Lebendigkeit und Ausdauer, dieses Interesse und diese Freude an Experiment und Meisterschaft will ich in meinem Klassenzimmer haben!" (S. 39/40)"

Und diese Lernfreude putzt man mit schlechten Noten herunter?

Da dürfen wir Eltern nicht mitmachen.

Immer fröhlich das "tiefste Vertrauen ins Kind" üben

Uta


*Die Bodenseeschule ist eine katholische Privatschule, in der Elemente der Montessori-Pädagogik wie zum Beispiel freie Stillarbeit eine große Rolle spielen. 

Sonntag, 17. März 2013

Glückliche Familie Nr. 130: Das Kind anerkennen, Folge 2


Bei einer Umfrage* in deutschen Unternehmen wurden die Beschäftigten gefragt, was sie sich von ihren Chefs wünschen. Interessanterweise war auf Platz 1 der Wunschliste nicht mehr Geld, mehr Urlaub oder ein größeres Büro, sondern mehr


 Anerkennung


"Lob hat ... direkte Auswirkungen auf den Hormonhaushalt, der die Arbeitsbereitschaft und Arbeitsfähigkeit steuert", schreibt der Mediziner und Psychotherapeut Joachim Bauer **.

Anerkennung ist also ein wichtiges Thema für uns alle. Aber manchmal wissen wir gar nicht, wie wir die Leistungen unserer Kinder angemessen anerkennen können.

Deshalb gibt es noch mehr Beispiele:

Die drei Kinder der Familie Meinert haben ihre Zeugnisse bekommen.

a) Dem Jüngsten, der sich trotz Lernschwierigkeiten in Deutsch verbessert hat, schenkt der Vater spontan ein PC-Spiel.

b) Die ganze Familie geht abends zu ihrem Lieblingsitaliener und feiert den Abschluss des Schulhalbjahres beim Pizza-Essen.

c) Die Eltern haben eine Tabelle angelegt: Für jede 'Eins' im Zeugnis gibt es 4 Euro, für jede 'Zwei' 2 Euro, für jede 'Drei' 1 Euro.


zu a) Ich kann den Vater gut verstehen. Das klingt nach echter Freude und Erleichterung. Und warum sollte er dem nicht Ausdruck verleihen? 
Ja, die Geschwister könnten das als ungerecht empfinden. Aber was ich von verbissenen Gerechtigkeits-Debatten in Familien halte, könnt ihr hier nachlesen. 
Nicht jeder Erfolg in der Schule sollte eine Shopping-Orgie nach sich ziehen. Aber als Spontan-Beglückung für ein schwächelndes Familienmitglied finde ich das okay.

zu b) Mit diesem Vorschlag war eine Teilnehmerin meines Elterntrainings gar nicht einverstanden. "Zur Belohnung essen gehen? - Die faule Socke hat doch das ganze Halbjahr nichts getan", schnaubte sie und meinte ihren Sohn. 
Ob "faule Socke" oder Arbeitstier - ich würde alle mit zum Pizza-Essen oder in die Eis-Diele nehmen. Hier geht es weniger darum, eine Leistung zu belohnen als vielmehr das Ende eines Schuljahres zu feiern. Solche Rituale geben Kindern Halt und Kraft. Wie gerne erzählen auch ausgewachsene Menschen noch "Bei uns gab es früher immer ...".
Bei uns hat sich ganz schlicht Schokoladen-Pudding eingebürgert. Große Schüssel voll, viel Sahne drauf und jede Menge "Smarties". Für meine Kinder gilt folgende Gleichung: Zeugnis = schokoladig + bunt. Es gibt schlechtere Konditionierungen, oder? 






zu c) Pädagogen halten wenig davon, Kinder für Schulleistungen zu bezahlen. So würde man Kinder darauf trimmen, für ihre Eltern zu lernen und nicht für sich selber. 

Für wichtiger halte ich den Aspekt, dass häufig in einer Geschwister-Reihe sehr verschiedene Kinder sind: Tom schafft ohne zu lernen eine 'Zwei' in Englisch, während seine Schwester Sophie mit viel Fleiß eine 'Vier plus' schafft. Sophies Erfolg findet bei einer nach Noten gestaffelten "Bezahlung" keine Würdigung. Ein Unding. 
Bei uns gibt es Zeugnis-Geld nur von den Großeltern. Das ist wie Weihnachts-Geld. Es kommt unabhängig von der Leistung des jeweiligen Enkelkindes, es liegt keine Wertung darin und die Kinder freuen sich darüber. 


Ich fasse zusammen:
  • auch wenn es auf den ersten Blick nichts zu belohnen gibt, sollte man feiern, dass ein Arbeitsabschnitt zu Ende gegangen ist
  • Rituale stärken Kinder
  • Anerkennung in Wort und Zeichen ist wichtiger als Belohnung mit Geld
  • bei Anerkennung gibt es kein "richtig" und "falsch", einen Menschen zu sehen und zu würdigen, was er tut, ist immer besser als nichts 


Immer schön fröhlich bleiben


Uta


PS: Thema der nächsten Folge: "Wenn mal richtig schlechte Noten kommen"


*Adolf Timm: Die Gesetze des Schulerfolgs, Seelze-Velber 2009, S. 25
** ebd.

Samstag, 16. März 2013

Glückliche Familie Nr. 129: Knoten im Sprachzentrum


Wir haben vom Hauptzollamt in Hamburg einen Brief bekommen. Darin geht es um das Kamera-Objektiv von Kronprinz (15), das mir wegen des Verdachts der Produktpiraterie nicht ausgehändigt worden war (hier).





In dem Brief steht:

"Sehr geehrte Frau A., 
am 25.02.2013 wurde für ein Kameraobjektiv "Canon" die Überlassung gem. Art. 9 Abs. 1 Verordnung (EG) Nr. 138 ..... ausgesetzt. Ich hebe hiermit die Aussetzung der Überlassung vom 04.03.2013 auf. ...."

Bei diesem Deutsch bilden sich Knoten in meinem Sprachzentrum.

Wenn sie "die Überlassung aussetzen", bekomme ich das Objektiv nicht.

Offenbar haben sie mit der Überlassung wieder eingesetzt und eine Aufhebung der Aussetzung der Überlassung beschlossen.

Dann krieg ich das Teil doch, oder?

Vielleicht müssen sie aber erst mit der Durchführung der Beschließung der Aufhebung der Aussetzung der Überlassung beginnen.

Dann muss ich weiter auf das Teil warten, oder?

Sollte ich noch einmal vergeblich hinfahren, könnte es sein, dass bei mir was aussetzt.

Aber halt!

Weiter unten im Brief lese ich einen verständlichen Satz:

"Der Rechtsvertreter hat mich gebeten, Ihnen die Ware auszuhändigen, da es sich um ein Original handelt."

Das ist ja fast schon Poesie.

Immer schön mit der Aufhebung vorübergehender Traurigkeit einsetzen

Uta


PS: In Nr. 130 geht es dann weiter mit den Anerkennungsbeispielen.

Mittwoch, 13. März 2013

Glückliche Familie Nr. 128: Das Kind anerkennen, Folge 1


"In der Familie eine Kultur der Anerkennung schaffen" - das war in den Elterntrainings, die ich mit einer Kollegin angeboten habe, ein wichtiges Thema. 

Um mit den Eltern darüber ins Gespräch zu kommen, haben wir einen kleinen Test gemacht.

Habt ihr Lust, euch in den folgenden Situationen zu überlegen, wie ihr reagieren würdet? 
In kursiv findet ihr darunter, was Frau Doktor Sommer Uta für richtig hält.


1. Der elfjährige Tom erzählt, dass er in der Mathe-Arbeit eine 'Zwei' hat. 
a) Mutter: "Toll, wie ist die Arbeit denn insgesamt ausgefallen? Luis hat bestimmt wieder eine 'Eins', oder?"

b) Mutter: "Wow, da hast du dich ja deutlich gesteigert. Lass mal sehen." Mutter schaut sich das Heft an, stellt Fragen ...

c) "Klasse! Zeig Mal!" Vater blättert in der Arbeit: "Ach, Mensch, eine 'Zwei' ist ja schön, aber das sind ja Leichtsinnsfehler! Hast du dich mal wieder nicht konzentriert!?"


zu a) Ich (Uta) beiße immer in die Tischkante, weil ich zu gerne wüsste, wie Lea, Sophie, John und Alina abgeschnitten habe. Aber wir alle wissen: Nicht vergleichen! Was sollte es über mein Kind aussagen, dass es in Mathe besser oder schlechter ist als andere Kinder. In dem Notenspiegel, den die meisten Lehrer unter die Arbeit schreiben, kann ich ja sehen, wie mein Kind im Klassenvergleich steht. Wenn ich es aber inquisitorisch nach den Noten seiner Mitschüler frage, infiziere ich es mit dem furchtbaren Virus der "Vergleicheritis". Nicht machen! 

zu b) Hier haben wir eine Vorzeige-Mutter, die in unserem Test die höchste Punktzahl bekommen würde.  Sie vergleicht das Kind nur mit sich selbst ("du hast dich gesteigert"), nicht mit anderen, erkennt seine Leistung an und zwar nicht wegwischend pauschal, sondern indem sie sich die Arbeit anguckt und konkret sagt, was sie anerkennt.
Bis zu "Lass mal sehen!" bin ich meistens wie unsere Frau Mustermann. Aber - ehrlich gesagt - habe ich meistens keine Lust, mir Klassenarbeiten näher anzusehen (bis auf Aufsätze). Und dann möchte ich das meinen Kindern auch nicht vorspielen, nur weil es pädagogisch wertvoll wäre. 
Ich freue mich über gute Noten, achte aber darauf, das Thema "Schule" zu Hause nicht zu hoch zu hängen. Meistens verkneife ich mir auch zu fragen, ob es diese oder jene Arbeit zurück gab. 

zu c) Bei diesem Vater würde die Elterntrainierin tadelnd eine Augenbraue hochziehen. Eine gute Leistung so madig zu machen. Das ist ein vergiftetes Lob.
Ich habe aber auch schon so reagiert. Vielleicht nicht so gemein formuliert, aber wenn wir gemeinsam für eine Arbeit geübt haben und es passieren so unnötige Fehler, kann ich mir manchmal nicht verkneifen zu sagen, welche Note möglich gewesen wäre, wenn ... Grrrrrrrrr.


Ob wir sie loben oder nicht, tangiert unsere Amy zum Glück überhaupt nicht.


2. Die zwölfjährige Elisa ist eine gute Schülerin, ohne dass sie sich anstrengen muss. Wie so oft kommt sie mit einer 'Eins' nach Hause.

a) "Super! So ein Ergebnis, ohne dass du großartig gelernt hast. Du bist einfach genial."

b) Ich sage gar nichts, weil ich nicht will, dass ihr die guten Noten zu Kopf steigen.

c) Mutter sagt: "Ich bin natürlich nicht überrascht. Ich möchte dir aber mal sagen, dass ich sehr beeindruckt bin, wie du die Schule meisterst."

zu a) Die Wissenschaft hat festgestellt, festgestellt, festgestellt, dass Marmelade Fett enthält, nein, dass es Kinder eher motiviert, wenn man sie für ihre Anstrengung lobt als für ihre Begabung ("du bist ja so genial!"). Ich kann es allerdings nicht falsch finden, meine Kinder von Zeit zu Zeit herum zu wirbeln und ihnen zu sagen, dass sie einfach wunderbar sind (Bei Kronprinz, 15, hat es sich allerdings ausgewirbelt. Der ist inzwischen so groß und stark, dass er Mutter herumwirbelt und ihr sagt, wie genial sie ihm auf den Keks gehen kann.)
 Also: Von seinen Kindern und ihren Begabungen begeistert zu sein, kann ich nicht falsch finden, auch wenn schulische Leistungen angeblich steigen, wenn wir die Anstrengung loben.

zu b) Wer beim Elterntraining diese Antwort ankreuzt, darf sich gleich mit dem Gesicht zur Wand in die Ecke stellen. 

zu c) Da haben wir wieder unsere Frau Mustermann. Sie ist ehrlich ("bin nicht überrascht"), erkennt ihre Tochter an ("wie du die Schule meisterst") und verwendet sogar eine Ich-Botschaft ("Ich bin beeindruckt", statt "du bist toll"). 

Ich fasse zusammen:

  • Kind nicht mit anderen vergleichen
  • Kind höchstens mit sich selbst vergleichen (hat es sich gesteigert, ja oder nein?)
  • tendenziell stärker die Anstrengung würdigen als die Begabung
  • nicht darauf lauern zu erfahren, ob es diese oder jene Arbeit schon zurück gegeben hat
  • viel mehr als Zensuren interessiert es Kinder, wer in der Pause mit ihnen gespielt hat oder warum der Freund ihnen das Radiergummi geklaut hat, und genau so soll es sein
  • das Thema "Schulnoten" zu Hause nicht zu hoch hängen
  • sich mit den Kindern freuen, wenn sie ihr Potenzial entfalten können, egal auf welchem Gebiet 

Weil es mir gefällt, die Frau Doktor Sommer in Erziehungsfragen zu geben, ist dies der Anfang einer kleinen Serie (oder ist euch das zu viel Text?).
In den nächsten beiden Folgen wird es um folgende Themen gehen: "Gute Noten mit Geld belohnen?", "Das Kind, das sich anstrengt und trotzdem schlecht in der Schule ist" und "Anerkennung für Arbeit im Haushalt".

Immer schön fröhlich Frau Doktor Sommer lesen

Uta 

Donnerstag, 7. März 2013

Glückliche Familie Nr. 127: Klare Ansagen


Heute möchte ich mit Nelson Mandela sagen:

"Es hat nichts mit Erleuchtung zu tun,
wenn du schrumpfst,
damit andere um dich herum
sich nicht verunsichert fühlen."
(aus seiner Antrittsrede 1994) 

In den vergangenen Tagen gab es mehrere Schrumpf-Erlebnisse.

  • Prinzessin (12) wollte unbedingt schwimmen gehen. Sie rief eine Freundin an und verabredete, mit ihr ins Hallenbad zu fahren. Sie hatte gerade voller Vorfreude Flipflops und Duschgel in die Tasche gefeuert, als es klingelte. Theresa kam herein ... ohne Schwimmzeug. Sie sei erkältet und dürfe doch nicht schwimmen gehen. Ich sah, wie Prinzessin die Gesichtszüge entgleisten. Sie sagte aber nichts und spielte den ganzen Nachmittag, was Theresa spielen wollte. 
  • Eine Kollegin kam zu einem Arbeitstreffen zu mir nach Hause und spöttelte über kleine Figuren, die ich zur Dekoration aufgestellt hatte. Ich schluckte meine verletzten Gefühle hinunter und hörte mich am Ende sagen: "Ja, und danke für deinen Besuch." 
  • Meine Schwester hatte sich voller Vorfreude zu einer Fortbildung angemeldet. "Oh, da komme ich mit", sagte eine Kollegin, die sie nicht sonderlich mag. "Ich kann doch sicher bei dir mitfahren." Meine Schwester fand Ausreden, sagte, sie könne aber keinen Umweg fahren, um die Kollegin drei Dörfer weiter abzuholen. "Kein Problem", sagte diese, "dann komme ich am Vorabend zu dir und übernachte bei euch." Da zog meine Schwester die Reißleine und sagte alles ab.

Ich meine damit nicht, dass man nicht gelegentlich auch Kompromisse schließen oder jemandem entgegenkommen sollte. Aber manchmal schließt man einen Kompromiss zu viel und sitzt nicht mehr am Steuerrad seines Lebens, sondern auf der Rückbank und wird ungefragt über alle möglichen Schlaglöcher geschaukelt. 

Da bringt man einen Kuchen zum Klassenbufett, obwohl man keine Lust zum Backen hat und sich sowieso ständig für die Schule engagiert.

Da stimmt man der Übernachtung von Freunden der Kinder zu, obwohl man sich auf einen Abend ganz in Familie freute.

Da kauft man das mittelmäßige T-Shirt, weil die Verkäuferin so nett war.


"Klare Ansage" mein Titel für  diese Hauswand in Soho            Foto: Kronprinz

Was einen noch alles schrumpfen lässt

* Notlügen
* sein Licht unter den Scheffel stellen
* faule Kompromisse
* Talente und Leidenschaften verkümmern lassen
* sich nachlässig kleiden, sich nicht pflegen
* sich ungesund verhalten, schlecht essen, zu wenig schlafen
* aufopferndes Verhalten, um Anerkennung zu bekommen

Häufig sage ich meinen Kindern, sie sollen den Mut haben "nein" zu sagen, wenn sie sich nicht verabreden wollen, statt sich irgendwelche Ausreden oder Notlügen auszudenken. 

"Aber Mama, du hattest als Kind auch nicht immer den Mut, 'nein' zu sagen", sagte Prinzessin neulich zu mir.
"Das stimmt. Und den habe ich auch heute manchmal nicht", habe ich geantwortet, "aber wir arbeiten dran, oder?" 

Immer fröhlich klare Ansagen machen

Uta 

Sonntag, 3. März 2013

Glückliche Familie Nr. 126: Der langsame Morgen


Sonst jogge ich am Sonntagmorgen und hole Brötchen. Heute in der Früh lag ich im Bett und spürte: ich will einen langsamen Morgen.

Der Soßenkönig drehte sich auf die andere Seite, ich schlich aus dem Schlafzimmer. Keine Regung aus dem Zimmer von Kronprinz (15), kein Geräusch von Prinzessin (12) und ihrer Übernachtungsfreundin (11).

Ich lümmelte mich auf die Holztreppe und kraulte den Kater. Nur wir beide und sein Schnurren. Zehn Minuten oder mehr. Ich weiß es nicht. Ein Sonntag ohne Uhr.

Laufschuhe, Sport-BH, Funktions-Shirt, verstärkte Socke rechts und links - heute könnt ihr alle ausschlafen!

Ich schlüpfte in die Jeans und den Pulli von gestern, griff nach Geld und Stoffbeutel für die Brötchen, trat in die Sonne.

Ein leichte Brise spielte mit den gekrümmten Restblättern in unserer Einfahrt, in der Hecke unterhielten sich zwei Meisen. Ich machte auf Ornithologe und schaute ihnen zu. Wie hektisch Vögel sind, wenn sie nicht fliegen.

Zeit für jeden Schritt, Zeit für jeden Blick.

Dabei diese kleine Leiter heran gezoomt, die an einem Fenster in der Reihenhaus-Siedlung lehnte, ...




... das Plastik-Fohlen in einem Vorgarten entdeckt ...



... den Schattenbaum bestaunt ...



Noch ein knapper Kilometer bis zu den nächsten Laugencroisssants. Schade eigentlich. Ich könnte ewig so gehen. Und nachsinnen über alles Mögliche.

Langsamkeit ist mein Glück.

Entschleunigung ist mein Job.

Vor ein paar Tagen ist mir in dieser Sache ein großer Coup gelungen. Die Kieferorthopädin wollte Prinzessin eine feste Klammer verordnen. Für eineinhalb Jahre. Das bedeutet mehrere Dutzend Termine mit Röntgenaufnahmen, Abdrücke nehmen, Klammer einsetzen, zusätzliche Zahnreinigung, Kontrolltermine ... ihr kennt das alles.

Auf Monate hin sind die wenigen freien Nachmittag eines G-8-Gymnasialskindes im Eimer.

Dabei besteht Prinzessins einzige Kiefer-Anomalie aus zwei leicht gedrehten Backenzähnen hinten links.
Als uns die Sprechstundenhilfe den Zettel mit dem Termin für die ersten Abdrücke hinschob, schob ich ihn spontan wieder zurück. Und eine andere Kieferorthopädin, die ich um ihre Meinung bat, kam zu dem Schluss, dass der Aufwand einer solchen Behandlung in keinem Verhältnis zu dem Ergebnis in Prinzessins Mund stehen würde.

Ab und zu kann man Momos grauen Männern doch ein Bein stellen.

Immer fröhlich Zeit heraus schinden

Uta