Mittwoch, 18. Juni 2014

Glückliche Familie Nr. 226: Leichtigkeit und Liebe nähren


Heute morgen 7:30 Uhr in Hamburg. Ich wecke Prinzessin (13) und sehe im Augenwinkel meine geliebten Ohrstecker, die ich ihr am Wochenende geliehen hatte, zwischen Nagellackfläschchen, "Best-friend-for-ever"-Briefchen und Kopfhörerkabeln auf der Fensterbank liegen.
Ich lege die Stecker zurück in ihr Kästchen und in meinem Kopf den Ärger-Schalter um.

Ich stürme mit einem Schlachtruf zurück in ihr Zimmer. "Wer hat meine Ohrstecker vergammelt? Wer gehört mal so richtig durchgekitzelt?"
Ich reiße die Bettdecke weg, rufe, dass meine Finger die Beine sind von riesigen, haarigen Spinnen und lasse sie überall hinkrabbeln: in den Nacken, unter die Arme, in die Kniekehlen ... Prinzessin quiekt, ich quieke. Wir haben Spaß.

Leben darf leicht sein.

Leben ist keine Pisa-Studie, kein Wettkampf, kein Gipfeltreffen für Moralapostel.

Leben ist ein Spiel.

"Das Spiel kann man nicht gewinnen, nur spielen." (aus dem Film "Die Legende von Bagger Vance") 



Kronprinz und Prinzessin auf dänischer Wanderdüne.

Ben, der Sohn einer Freundin, ist einer der Besten seiner Klasse in Englisch. Seine Mutter hat mir erzählt, woran das liegt.
Bens Oma hat viel im Bett gelegen, weil sie Multiple-Sklerose hatte. Ben durfte sich dazu kuscheln, und seine Oma hat ihm Reime und Lieder vorgetragen. Alles auf Englisch, weil sie in der Nähe von London geboren und aufgewachsen war.
Die Oma ist gestorben, als Ben noch klein war, aber ihre Reime und Lieder sind wie ein belebendes Erbe für sein Sprachzentrum.

Lernen geht fast nur in guter Beziehung und mit guten Gefühlen. Dann verbinden sich Gehirnzellen in Rekordtempo, Synapsen entwickeln sich vom Trampelpfad zur Autobahn, sechsspurig.

Ist das nicht genial von der Natur? Sie ist so angelegt, dass sie uns mit Erfolg belohnt, wenn wir gute Gefühle haben und in liebevoller Gemeinschaft leben.

Vergesst den Englisch-Kurs für Klein-Kinder, pfeift auf jedes sogenannte "Bildungsprogramm" in der Vorschule. Guckt nach Menschen, die eure Kinder mögen und das Leben lieben. Was die ihnen beibringen, ist viel wirksamer als all das Zeug aus den Bildungsplänen.

Beschwert euch in der Schule nicht über den unfähigen Geo-Lehrer oder den Stundenausfall. Meldet euch im Festkomitee und hängt die Girlanden auf! So wie wir das machen bei dem Fest von Kronprinz (16) zum Abschied aus dem Klassenverband der 10. Klasse. Wir bauen am Elbstrand eine festliche lange Tafel auf für 80 Leute und werden feiern, bis uns die Kinder heimschicken.

Immer fröhlich Leichtigkeit und Liebe nähren.

Eure Uta