Donnerstag, 16. Januar 2014

Glückliche Familie Nr. 193: Kinderzimmer einrichten


Der Nachttisch für Prinzessin ist seit Wochen nicht lieferbar. Prinzessin (13) stört das nicht. Wohndesign ist ihr nicht wichtig.

Aber mir ist es wichtig. Wie schön wird es aussehen, wenn der warme Schein der Nachttischlampe auf das matte Holz fällt. Das Buch mit dem Einhorn auf dem Umschlag werde ich schräg auf den Tisch legen, daneben die kleine Glasvase mit einer rosa Tulpe.

Wenn ich neue Handtücher ins Bad bringe, werde ich kurz in der Prinzessinnen-Tür verweilen und einen Blick auf das Ensemble mit Bett, Buch und Nachttisch werfen.

Wenn ich mein Laptop wieder ins Arbeitszimmer trage, werde ich die Tulpe um fünf Grad Richtung Fenster drehen.

Sollte ich nicht die Heizung herunter regeln und einmal durchlüften? Und während ich warte, bis genug frische Luft im Zimmer ist (wichtig!), fällt mir ein, dass der kleine Bilderrahmen, bei dem der Lack etwas abgeblättert ist, perfekt über den Nachttisch passen würde.

Ein wohliger Schauer läuft mir über den Rücken. Eines Tages wird es ei uns aussehen wie in dem Wohnzeitschriften-Kinderzimmer, das ich neulich beim Zahnarzt entdeckte: modernes Bett, Turnstange aus einer alten Dorfschule an der Wand montiert, daran ein rosa Tütü, Ballettschuhe, weiß lackierter Metall-Spind ...

Der schönste Moment, Kinder zu haben, ist manchmal der, wenn sie nicht da sind.

Besonders, wenn man Einrichtungsideen in ihren Zimmern entwickeln möchte.

Und wenn die Idee fertig ist und die Kinder wieder da sind, dann kann man unter einem Vorwand anklopfen und ganz beiläufig seine Idee unterbreiten. "Ich habe neulich, hüstel, hüstel, ein Bücherregal entdeckt, das zufällig genau hinter deine Tür passen würde." oder "Für deine Schulsachen fände ich ein Hängeregister ideal. Was meinst du?"

Meistens werden meine Ideen akzeptiert, aber ich fühle mich schlecht dabei. Ich fühle mich wie jemand, der ihnen ein "Wachturm"-Abo oder Staubsaugerbeutel andrehen will.

Schließlich ist es ihr Zimmer.

Und wie wichtig war es mir früher, endlich ein eigenes Zimmer zu haben.

Aus einer alten Styropor-Verpackung hatte ich mir einen Tresor gebaut. Der stand neben meinem Bett und war so mit einem Glöckchen gesichert, dass ihn niemand öffnen konnte, ohne ein Klingeln auszulösen. Jedem Einbrecher, der scharf auf Styropor-Tresore und den rostigen Kronkorken darin war, hätte ich sofort mit dem Kopfkissen eins übergebraten.

Die Kiste der neunjährigen Uta würde vor den Augen der erwachsenen Mama-Uta nicht bestehen können. Sie war schmuddelig weiß und hässlich wie die Nacht. Immer wieder hatte ich kleine Brocken herausgepult und den Namen meines Grundschul-Schwarms in die Seite geritzt. Innen drin befand sich der Korall-Ring, den meine Großeltern mir geschenkt hatten, ein gestrickter Löwe vom Kirchenbazar und meine und Frank Schneeballs Kronkorkensammlung. (Frank war mein Freund aus der Straße. Mit ihm hatte ich die Kronkorkensammlung und ein florierendes Geschäft für Unkraut-Samen.)

Mein Vater hatte selbst ein Bett für die Nische in der Wand gezimmert. Aber sonst kümmerten meine Eltern sich nicht darum, wie ich mein Zimmer einrichtete. Auch die Eltern meiner Freundin Kristin ließen große Freiheiten bei der Gestaltung von Kristins Zimmer. Als wir etwa 13 Jahre alt waren, erlaubten sie Kristin und ihren Freundinnen (ich auch!), ihr Zimmer neu zu tapezieren.
Das war ein Spaß. Die eine oder andere Bahn hing schief. Aber ich werde unser Glück nie vergessen, wie wir in dem Kleister rührten, über Jungs quatschten und aus Tapeten-Resten feuchte Lampenschirme formten.

Jetzt hat wieder mal ein Post eine Richtung genommen, die er nicht haben sollte. Die Dinger machen sich einfach selbständig in meinem Kopf.

Ich wollte ein Einrichtungsbuch verlosen und euch animieren, mit viel Freude und neuen Ideen die Zimmer eurer Kinder zu gestalten. Und dann wird daraus ein Freiheits-Thema, ein Appell dafür
  • euren Kindern ihre eigenen Ecken zu lassen, auch wenn sie es nicht ins "Schöner Wohnen" schaffen mit ihrem Zimmer
  • ihnen Material zu geben für kuschelige Höhlen: Decken, Matratzen, Schaumstoffelemente, Wäscheklammern, Seile
  • ihnen etwas zu geben zum Schaukeln, Hüpfen oder Wippen im Zimmer
  • ihnen Flächen an der Wand zum Selbermalen zu lassen
  • ihnen Regale, Gläser, Setzkästen für ihre Sammelleidenschaft zu geben
  • eine Verkleidungskiste mit bunten Tüchern, Mamas Brautschleier, Sonnenbrillen und Hüten zu füllen
  • an ihre Tür zu klopfen, wenn ihr eintreten wollt (spätestens ab 10 Jahren), und zu akzeptieren, wenn ihr mal nicht dürft (es sei denn, es sickert Blut darunter durch)
  • ihnen Holzkisten oder Pappschachteln zu überlassen für ihre Schätze oder ihnen mal einen kleinen Tresor zu schenken (Kinder und Jugendliche lieben Tresore) 

Das Buch verlose ich trotzdem. Denn wenn man nicht zu perfektionistisch ist, ist ja beides möglich: wunderschöne Kinderzimmer einrichten und sie von ihren Bewohnern mit gestalten zu lassen.

Es ist das Buch "children's spaces, from zero to ten" von Judith Wilson und traumhaften Fotos von Debi Treloar, erschienen 2001 in New York, ein Bildband mit englischen Texten.

Da meine Kinder nicht mehr "from zero to ten" sind, dachte ich, ich kann jemandem eine Freude machen, der kleine Designer in diesem Alter hat. 

Schaut mal, das ist es:




Wer an der Verlosung teilnehmen möchte, schicke mir bitte einen Kommentar, in dem ihr aus den Zimmern eurer Kinder berichtet. Werden da Höhlen gebaut? Gibt es eine Schatzkiste? Darf man an die Wand malen? Sind Geheimnisse erlaubt? Klopft ihr an? Hat jedes Kind sein eigenes Zimmer oder gibt es ein gemeinsames Schlafzimmer und ein Spielzimmer?*

Einsendeschluss ist Mittwoch, 22. Januar 2014.

Viel Glück bei der Verlosung und immer fröhlich einrichten und den Kindern ihre Ecken lassen

Eure Uta




*So eine Aufteilung in ein gemeinsames Schlafzimmer und ein Spielzimmer kann bei Kindern unter 10 Jahren Sinn machen. Dann kommt nicht so ein Territorial-Verhalten auf und es kann dazu führen, dass es weniger Geschwisterstreit gibt. Hat jemand Erfahrungen damit? (auch ein solcher Kommentar qualifiziert seinen Schreiber für die Verlosung).