Sonntag, 5. Januar 2014

Glückliche Familie Nr. 191: Vom Chillen ausruhen


Wenn Teenager freie Tage haben, dann chillen sie. Oder sie müssen sich ausruhen vom Chillen. Oder sie müssen sich ausruhen vom Ausruhen. Ferien sind auf jeden Fall eine anstrengende Angelegenheit.

Wenn ich sie frage, ob sie mal den Müll rausbringen könnten, sagen sie gerne: "Später, jetzt muss ich mich erst ausruhen?"

Ausruhen, wovon noch mal?

Gab es heimlich im Zimmer eine Schwerstarbeit?

Wenn das länger geht, kann die Stimmung richtig schlecht werden.

Der Soßenkönig hatte ein paar Tage frei und hat das jetzt mal intensiv miterlebt. Er fing an, ein paar pädagogische Projekte anzuschieben, erwähnte, man könnte schon mal anfangen, für die bevorstehende Mathe-Arbeit zu lernen, schlug Prinzessin (12) vor, mit ihr jeden Tag fünf neue Englisch-Vokabeln zu lernen, setzte eine Belohnung aus für Auto-Aussaugen, fragte Kronprinz (16) dreimal, ob er nicht endlich die Zeitungen austragen wolle, es würde schon bald dunkel.

Ich sah, dass die Soßenkönig-Laune immer schlechter wurde von der ganzen Chillerei um ihn herum. Schließlich muss er hart arbeiten für sein Geld und es fällt ja nicht alles vom Himmel.

Bei Kaffee und Rest-Keksen sagte ich ihm, dass ich das schon lange nicht mehr mache diese Antreiberei, das Peitscheschwingen, die Schallplatte mit dem Sprung, das Augenrollen und den Dauer-Mecker-Modus.

Es funktioniert nicht. Und ich bin mir zu schade dafür, mich mit so viel negativer Energie aufzuladen und die Motz-Kuh zu geben.

Was bei mir funktioniert, ist die Karten-Methode*.


Die Klemmen hat mir mein Vater mal auf ein schönes Brett geschraubt.

Ich schreibe jedem Kind drei Aufträge auf eine Karte, male Kästen dahinter zum Abhaken (das lieben sie) und setze eine Frist.

Ich reiche die Karten ins Zimmer und muss nicht einmal ein Wort sagen. Wahrscheinlich montiere ich die Klemmbretter demnächst an die Zimmertüren, mal Soßenkönig fragen.

Vorteile:

  • die Kinder können nicht sagen, sie hätten den Auftrag nicht gehört, sie haben es ja schriftlich
  • ich muss ihnen nicht ständig im Nacken sitzen und fühle mich freier für eigene Projekte und gute Zeit mit ihnen
  • sie können selber entscheiden, wann sie die Jobs erledigen

Ehrlich gesagt, mögen wir Erwachsenen es auch nicht, wenn uns jemand vorschreibt, wann wir etwas tun müssen. "Ich zähle bis drei, dann ist der Auftrag erledigt."

Wenn ein Chef uns so behandeln würde, fänden wir das unwürdig, oder?

Immer fröhlich Aufträge schreiben und sich selber einen schönen Tag machen

Eure Uta


* Ich schreibe natürlich nicht ständig Karten. Das würde sich abnutzen. Aber wenn die beiden sich zu sehr verhalten, als würden sie in einem Fünf-Sterne-Hotel leben, dann hole ich mal wieder meine Karten hervor. Vor allem in den Ferien oder an langen Wochenenden.