Donnerstag, 7. November 2013

Glückliche Familie Nr. 180: Unser Kinderarzt


Heute bringe ich eine Karte zu unserem Kinderarzt. Eine Dankes-Karte.

Kronprinz (16) und Prinzessin (12) sind seiner Praxis entwachsen, dem Wartezimmer mit dem Holzpferd in der Mitte und den anthroposophisch-bunten Bilderbüchern im Regal, dem Aquarium mit dem  Schiffswrack und der Dose mit dem Delfin, der immer schnattert, wenn man sich einen Traubenzucker nimmt.

Einfach wegbleiben ohne ein Wort, das möchte ich nicht.
Denn dem Mann mit der Halbglatze und dem jungenhaften Grinsen verdanke ich viel.




Kaum verließ man das Wartezimmer mit dem bronchitischen Bellen auf mehreren Schößen, kaum schloss sich hinter einem die Tür zum Sprechzimmer, wurde alles gut.

Doktor B. nahm sich Zeit, machte Mut und strahlte meine röchelnden Kinder an, als wären sie die zauberhaftesten Wesen, die seinem Stethoskop je untergekommen waren. Er impfte, nähte Platzwunden, jagte Kopfläuse und besänftigte eines der irrationalsten Geschöpfe, die es auf dem Planeten gibt: die besorgte Mutter.

Meine Spezies also.

War ich erschöpft von durchwachten Nächten und vom Betupfen der Windpocken, reichten zehn Minuten bei Doktor B., um zu wissen, dass ich alles richtig gemacht hatte. Doktor B. und seine Herman-Van-Veen-Stimme waren unser wichtigstes Placebo.

Einmal beichtete ich, dass ich Kronprinz Waffeln gebacken hätte, weil er "Magen-Darm" hatte und nichts anderes essen wollte. Da strich Doktor B. mir über die Schulter und berichtete, er sei gerade von einem Kongress mit der Erkenntnis zurückgekehrt, dass der Körper in Notsituationen zielsicher Signale aussenden würde, welche Nahrung er in diesem Moment bräuchte. Ich hätte - wissenschaftlich betrachtet - also genau das Richtige getan.

So ist Doktor B.

Ich bin mir sicher, er hatte mir zuliebe die Kongress-Ergebnisse stark verkürzt. Aber jedes Mal zog ich mit neuer Kraft an dem schnatternden Delfin vorbei wieder nach Hause.

Gibt es jemanden, dem ihr sehr dankbar seid? Kinderarzt, Hebamme, Säuglingsschwester?

Ich bringe jetzt mal die Karte zum Briefkasten.

Immer fröhlich "Danke" sagen, wenn es irgendwo so eine Seele gibt

Uta