Freitag, 3. Mai 2013

Glückliche Familie Nr. 142: Buch als Zapfsäule


Kennt ihr das, ...

... wenn man dem nachjagt, was einen glücklich macht und darüber immer unglücklicher wird
... wenn man sich zwingt, der Tochter den Rücken zu kraulen, obwohl man selber ein paar Streicheleinheiten gebrauchen könnte
... wenn man zu einer Preisverleihung eingeladen ist, sich beim Friseur die Haare hochstecken lässt und allein die Meisen ganz aufgeregt darüber sind, weil sie auf dem toupierten Oberkopf einen wunderbaren neuen Nistplatz entdeckt haben
... wenn man ein Kleidungsstück kauft, das einem farblich nicht steht und furchtbar zwickt* (im Schwäbischen: "Arsch frisst Hose auf")
... wenn man in einen Korb, randvoll mit nassen Socken in Schwarz-Grau-Blau, starrt, und nicht ein Fitzelchen Kraft in sich spürt, die erste Wäscheklammer aufzudrücken
... wenn man sich schämt, weil man alles hat (Mann, gesunde Kinder, Milchaufschäumer aus der Edelstahl-Edition und neuen Eyeliner mit Softhaarpinsel) und nicht jeden Moment in Dankbarkeit auf den Knien verbringt
... wenn man eine Ecke aufräumt und beim Wegtragen der störenden Teile in andere Ecken kommt, die auch dringend aufgeräumt werden müssen, und sich umzingelt fühlt von unaufgeräumten Ecken
... wenn man wie ein Blog-Kommentar-Junkie um den Laptop streicht und erschrickt, weil man ein XXL-Bedürfnis nach Anerkennung spürt und es zum Teufel jagen möchte
... wenn man überall "LOVE" liest auf Shabby-Kissen, Geschenkpapieren, trendigen Holzbuchstaben auf Kaminsimsen ohne Kamin und Momente hat ohne den geringsten Hauch von "Love is in the air"
.... wenn man keine Lust hat, einen Post zu schreiben, obwohl einen "das doch immer so glücklich gemacht hat" ....?

Also ich hatte ein paar Tage lang mit einer Niedergeschlagenheit zu kämpfen, die für einen klar denkenden Außenstehenden und für mich selber (das ist das Schlimmste) in keiner Weise nachzuvollziehen war.

Der Katzenabwehrgürtel am Ahorn unterm Nistkasten als Symbol für mein Innenleben.

Und dann kam der 1. Mai. Die Sonne mit ihrem Gescheine spottete meinem Unglück Hohn. Ich schlich in aller Frühe aus dem Bett, hatte die Eingebung, ich sollte nach "Gespräche mit Gott" von Neale Donald Walsch greifen und verbrachte eine Stunde mit dem Band im Lesesessel.

Kennt ihr das auch, dass einem ein Buch in einer Situation genau die Worte schenkt, die man braucht. So ein Buch wie eine Zapfsäule. Einmal Super, volltanken bitte.

"Innerhalb der wahren Ordnung der Dinge tut man nichts, um glücklich zu sein - man ist glücklich und tut deshalb etwas. Man tut nicht etwas, um mitfühlend zu sein, man ist mitfühlend und handelt deshalb auf bestimmte Weise." (Neale Donald Walsch: Gespräche mit Gott,  S. 279)

Man tut nicht etwas, um als liebevolle Mutter dazustehen, man liebt ... oder auch mal nicht. Alles andere ist unecht und nichts wert.

Es gibt nichts zu beweisen über mich oder über dich, es gibt kein richtig oder falsch in der Kindererziehung oder im Leben. Es gibt nur Dinge, die besser oder schlechter funktionieren.

Wenn man etwas tut, schreibt, kauft, backt oder umgräbt, weil man glaubt, man könnte seinen Wert als Person damit steigern, führt einen das früher oder später in den Burn-Out - egal um welche Art von Tun es sich handelt und egal, ob man Gymnastik macht oder nicht.

Ich las Seite um Seite, spürte meinen inneren Frieden zurückkehren, war voller Freude und Katzenhaare (Kampfschmusen mit Amy), fand Sonne und Hornveilchen nicht mehr kitschig und mich selbst wunderbar.

Prinzessin (12) kam die Treppe runter und kuschelte sich an mich. Mein Innenleben war auf Sendung. Denn wie sonst war zu erklären, dass sie mit mir Meisen guckte statt fern.

So gestärkt, hatte ich automatisch das Bedürfnis, gut zu mir zu sein. Ich duschte, verbrauchte eine halbe Dose Body-Butter, machte mir ein Müsli mit Früchten und genoss jede Haferflocke in meinem Mund.

Ich will euch nicht damit langweilen, dass ein wunderbarer Tag folgte. Ich will euch einfach nur sagen, dass ihr nichts über euch beweisen müsst. Gar nichts. Ich hab's jetzt auch kapiert.

Immer schön fröhlich sein

Uta