Donnerstag, 7. März 2013

Glückliche Familie Nr. 127: Klare Ansagen


Heute möchte ich mit Nelson Mandela sagen:

"Es hat nichts mit Erleuchtung zu tun,
wenn du schrumpfst,
damit andere um dich herum
sich nicht verunsichert fühlen."
(aus seiner Antrittsrede 1994) 

In den vergangenen Tagen gab es mehrere Schrumpf-Erlebnisse.

  • Prinzessin (12) wollte unbedingt schwimmen gehen. Sie rief eine Freundin an und verabredete, mit ihr ins Hallenbad zu fahren. Sie hatte gerade voller Vorfreude Flipflops und Duschgel in die Tasche gefeuert, als es klingelte. Theresa kam herein ... ohne Schwimmzeug. Sie sei erkältet und dürfe doch nicht schwimmen gehen. Ich sah, wie Prinzessin die Gesichtszüge entgleisten. Sie sagte aber nichts und spielte den ganzen Nachmittag, was Theresa spielen wollte. 
  • Eine Kollegin kam zu einem Arbeitstreffen zu mir nach Hause und spöttelte über kleine Figuren, die ich zur Dekoration aufgestellt hatte. Ich schluckte meine verletzten Gefühle hinunter und hörte mich am Ende sagen: "Ja, und danke für deinen Besuch." 
  • Meine Schwester hatte sich voller Vorfreude zu einer Fortbildung angemeldet. "Oh, da komme ich mit", sagte eine Kollegin, die sie nicht sonderlich mag. "Ich kann doch sicher bei dir mitfahren." Meine Schwester fand Ausreden, sagte, sie könne aber keinen Umweg fahren, um die Kollegin drei Dörfer weiter abzuholen. "Kein Problem", sagte diese, "dann komme ich am Vorabend zu dir und übernachte bei euch." Da zog meine Schwester die Reißleine und sagte alles ab.

Ich meine damit nicht, dass man nicht gelegentlich auch Kompromisse schließen oder jemandem entgegenkommen sollte. Aber manchmal schließt man einen Kompromiss zu viel und sitzt nicht mehr am Steuerrad seines Lebens, sondern auf der Rückbank und wird ungefragt über alle möglichen Schlaglöcher geschaukelt. 

Da bringt man einen Kuchen zum Klassenbufett, obwohl man keine Lust zum Backen hat und sich sowieso ständig für die Schule engagiert.

Da stimmt man der Übernachtung von Freunden der Kinder zu, obwohl man sich auf einen Abend ganz in Familie freute.

Da kauft man das mittelmäßige T-Shirt, weil die Verkäuferin so nett war.


"Klare Ansage" mein Titel für  diese Hauswand in Soho            Foto: Kronprinz

Was einen noch alles schrumpfen lässt

* Notlügen
* sein Licht unter den Scheffel stellen
* faule Kompromisse
* Talente und Leidenschaften verkümmern lassen
* sich nachlässig kleiden, sich nicht pflegen
* sich ungesund verhalten, schlecht essen, zu wenig schlafen
* aufopferndes Verhalten, um Anerkennung zu bekommen

Häufig sage ich meinen Kindern, sie sollen den Mut haben "nein" zu sagen, wenn sie sich nicht verabreden wollen, statt sich irgendwelche Ausreden oder Notlügen auszudenken. 

"Aber Mama, du hattest als Kind auch nicht immer den Mut, 'nein' zu sagen", sagte Prinzessin neulich zu mir.
"Das stimmt. Und den habe ich auch heute manchmal nicht", habe ich geantwortet, "aber wir arbeiten dran, oder?" 

Immer fröhlich klare Ansagen machen

Uta