Donnerstag, 26. April 2012

Glückliche Familie Nr. 39: Keine Rabenmutter weit und breit


Friseurin schneidet Kundin die Haare.

Friseurin ist selbständig mit eigenem Salon und drei Mitarbeiterinnen.

Kundin arbeitet hauptberuflich in der Familie.

Friseurin hat eine kleine Tochter, gerade 1 Jahr alt, die seit neustem von 9 bis 17 Uhr in einer Kita betreut wird.

Kundin hat mit Freude ihren Beruf als Zeitschriftenredakteurin aufgegeben, als das erste Kind kam. Sie hat einen Sohn und eine Tochter, die noch nie einen Hort von innen gesehen haben.

Die kleine Tochter der Friseurin freut sich schon wenige Meter vor dem Kita-Gebäude auf die anderen Kinder.

Als der kleine Sohn der Kundin mit zweieinhalb Jahren in eine Spielgruppe gehen sollte, zitterte das Spielgruppen-Gebäude von seinem Geschrei.

Die Tochter der Friseurin hat gerade ihre ersten Schritte gemacht. Die Friseurin konnte nicht dabei sein, was traurig ist.

Der Sohn (14) der Kundin lernt Latein. Häufig stolpert er über die Unterschiede in den Deklinationen. Die Kundin ist häufig dabei, was nervig ist.

Die Friseurin liebt ihren Laden. Sie ist die Beauty-Queen. Sie muss andere Menschen schön machen.

Die Kundin liebt ihr Leben mit den Kindern und deren Freunden, mit Aufräumen und Schreiben, mit Backen, Basteln und Bloggen.

Wenn das Kind der Friseurin im Laden ist, wird es geherzt von allen Mitarbeitern und von einem Kundinnen-Schoß zum nächsten gereicht.

Wenn die Kinder der Kundin aus der Schule kommen, ist (fast) immer jemand da ...  zum Erzählen, gemeinsam Essen, zum Nerven, zum Trösten.

Zwei Leben, zwei Konzepte.

Keine Rabenmutter weit und breit.




"Kinder können sich anpassen an alle Arten des Bemutterns: es gibt nicht den besten Weg... Zum Beispiel in Großbritannien werden Frauen heute bestärkt, Vollzeitstellen anzunehmen und ihre Babies in eine Krippe zu geben. Gar nicht so viel früher wurden sie bestärkt, zu Hause zu bleiben, während die Männer Geld verdienen gingen. Keinem der beiden Fälle kann man eine absolute Tugend zuschreiben, bloß einen wirtschaftlichen Vorteil, kaschiert als ethischer Wert.
Diese Entscheidungen müssen die Eltern treffen und so lange das Kind von genug Liebe umgeben ist, kann es sich an fast alles Denkbare anpassen. Wir sollten aufhören, uns selbst zu quälen. Es gibt keine ideale Mutter und schon die Idee von perfekter Mütterlichkeit ist ein tyrannisches Konzept, missbraucht von Menschen an der Macht." (Tom Hodgkinson: The idle parent. Why less means more when raising kids, London 2009, S. 36 - 37, übersetzt von mir) 


Immer schön fröhlich bleiben

Uta