Montag, 30. April 2012

Glückliche Familie Nr. 40: Ein Klavier, ein Klavier


Der Ulmer Hirnforscher Manfred Spitzer hält viel von musikalischer Früherziehung. Diese Begeisterung schlug auch auf einen Freund des Professors über, der seinem Sohn eine Geige kaufte und ihn zu einem Geigenlehrer schickte. Nur der Sohn war nicht begeistert. Das Vorhaben wurde beendet, als der Junge sich eines Tages auf die Geige erbrach.

Nun das sind deutliche Zeichen. Das ist was für Anfänger-Eltern.

Aber wir anderen Eltern haben Kinder, die sich irgendwo im Mittelfeld bewegen zwischen Wunderkind und völlig unbegabt, zwischen Zwei-Finger-"Flohwalzer" und "Jugend musiziert".

Wir wissen nie, ob wir zu viel Druck machen oder zu nachgiebig sind.

"Musik sollte doch Freude machen", seufzen wir und stehen mit hängenden Schultern neben dem Klavier, nachdem wir uns wieder mal mit der Brut über das Üben gestritten haben.




Aber wir kriegen immer feuchte Augen, wenn Künstler umjubelt auf der Bühne stehen und noch vor ihrem Abgang das Mikrofon an die Lippen reißen und ihren Eltern danken, ohne die sie es "nie, nie" geschafft hätten, dorthin zu kommen.

Warum nimmt niemand das Mikro und fragt diese Eltern, was sie genau gemacht haben, um Klein-Lang-Lang für Musik zu begeistern?

Ich habe vor einiger Zeit ein Aufnahmegerät genommen und die Klavierlehrerin von Prinzessin (11) befragt, wie Eltern sich verhalten sollten, wenn ihr Kind ein Instrument lernt.

Prinzessins Lehrerin heißt Petra Bleser-Arp. Sie ist seit mehr als 30 Jahren begeisterte Musiklehrerin, war Vorstandsmitglied der "European Piano Teachers Association" (EPTA) und Jurorin bei "Jugend musiziert".

Heute poste ich euch den ersten Teil des Interviews. Die Weiteren und Tipps folgen im Verlauf der Woche.



„Sonst gehen die Schultern hoch 
und die Ohren zu“

Petra Bleser-Arp war Jurorin bei „Jugend musiziert“. Heute gibt die Pianistin Klavierunterricht und warnt Eltern davor, Kinder zu sehr unter Druck zu setzen

Was sollen Eltern machen, damit ihr Kind für den Instrumentalunterricht übt?
Eltern sollen das Kind nur ans Üben erinnern. Das Entscheidende muss im Unterricht passieren. Das können die Eltern nicht abfangen.
          Und was ist das Entscheidende im Unterricht?
Das Entscheidende im Unterricht ist, dass ich mit den Schülern darüber spreche, was ich erwarte und was und wie viel sie üben sollen. Die Eltern sollen nur erinnern, weil die Reaktion des Kindes immer negativ ist, wenn Mutter oder Vater dazwischen funken.
Was sind das für Bedingungen, die Sie mit Ihren Schülern aushandeln?
Ich bespreche mit den Kindern, wie oft sie geübt haben müssen und dass die Verbindung der Hände zum Kopf trainiert werden muss. Das ist wie beim Sport. Es reicht nicht, einmal pro Woche Liegestützen zu machen.
          Und was empfehlen Sie, wie oft die Kinder üben sollen?
Von sieben Tagen fünf Mal. Und das gilt für den Fünfjährigen genauso wie für den Zwölfjährigen. Im Alter von 14 oder 15 Jahren muss das von selber laufen. Wenn sie dann nicht geübt haben, muss man mit ihnen anders sprechen. Sie können nicht immer die Schule vorschieben. Dann muss man fragen: Ist es das Stück? Möchtest du zu einer anderen Zeit Unterricht haben? Möchtest du, dass wir eine ganze Stunde mal nur ins Klavier gucken oder Musik hören? Jugendliche muss ich bei ihrer Eigenverantwortung packen.
In welchem Alter fangen Kinder bei Ihnen an?
Manche fangen mit vier oder fünf Jahren an. In dem Alter muss man sie nicht zum Üben auffordern. Sie fühlen sich groß, weil sie eine Aufgabe haben. Denen male ich für jede Übungseinheit Kreise hin, die sie ausmalen, wenn die Aufgabe getan ist. So sehen sie: ich bin ernst genommen worden. Sie bekommen auch Sticker, wenn sie etwas erreicht haben. Das mache ich, bis sie ungefähr zehn Jahre alt sind. Ich habe Hefte mit einem kleinen und einem großen „Bravo“. Ich spreche genau mit den Kindern ab, wofür es welchen Sticker gibt. Einige Motive gibt es nur einmal. Die können reserviert werden. Dafür müssen wir bestimmte Aufgaben vereinbaren. Dann schreibe ich rein: „Reserviert für ...“ Manchmal kommen sie auch zur Tür rein und sagen: „Du, Petra, heute habe ich keinen Sticker verdient.“
Manche Eltern (die Bloggerin :-)) neigen dazu, Listen ans Klavier zu hängen, in die das Kind eintragen kann, wie oft es welches Stück gespielt hat. Ist das zuviel des Guten?
Ja. Manchmal erinnern die Eltern auch zu hart. „Was machst du denn da? Hat das deine Lehrerin so gesagt?“ Das ist gemein und schränkt ihre Kreativität ein. Manche wollen deshalb zu Hause nicht gehört werden. Denen sage ich: „Stecke eine Decke ins Klavier, dann hörst nur du dich.“
Kinder klimpern gerne nach dem Zwei-Finger-Such-System Passagen aus bekannten Stücken. Sollen Eltern da eingreifen und den richtigen Fingersatz zeigen?
Nein. Ich unterrichte jetzt schon 30 Jahre und bin zu der Erkenntnis gekommen, dass das Ohr der Weg ist. Das ist unglaublich, wie viel das Ohr dem Körper diktiert. Ich übe auf verschiedenen Ebenen: auf die Noten gucken oder nicht, Augen zu, nur Finger fühlen, stumm spielen. Diese Vielseitigkeit, dieser sensitive Umgang mit sich selber ist mir wichtig.
Wenn zum Beispiel der Klang eines Trillers toll ist, die Haltung aber nicht schulbuchmäßig, dann finden Sie das in Ordnung?
Ja, erst einmal. Wir wollen ja einen tollen Triller. Das Ohr sortiert den Körper dahin. Aber natürlich muss auch der Körper trainiert sein, um das umzusetzen. Jetzt gehe ich einen Schritt weiter, und da braucht man bei Kindern viel Phantasie. Wenn ich aus dem Garten Vögel höre, mache ich manchmal Improvisationsstücke, setze zwei Schüler zusammen und sie sollen die Augen zu machen und nur hören. Bald fangen sie an, über die Vögel etwas zu spielen. So entsteht Musik und sie merken: Nicht nur Mozart hat was gehört und umgesetzt, ich kann das auch. So lernen sie, sich nach Innen zu wenden.
Klare Anforderungen stellen und auf die Interessen jedes Schülers eingehen: Geht das zusammen?
Ja, ein Schüler von mir musste neulich warten, bis sein Unterricht anfing. Er saß in Meditationshaltung da und erzählte, dass er das in einem Film gesehen habe. Ich sagte: okay, meditieren, das machen wir im Unterricht jetzt auch. Also Augen zu. Es war ein Samstag und da fahren bei uns die Motorräder vorbei zum Plöner See und gleichzeitig sang ein Vogel. Aus diesem Kontrast haben wir eine schöne Improvisation hingekriegt. Der eine hat dem anderen zugehört, hat selbst etwas beigetragen, wieder zugehört und so weiter, bis er schließlich sagte: „Was du da unten auf den Tasten gemacht hast, das interessiert mich sehr. Können wir nicht gemeinsam ein Stück entwickeln? “ Da ist die Grundlage gelegt: Mensch, ich kann Musik machen. Das klingt. Dadurch entwickelt sich eine Technik sehr gut, weil der Körper entspannt ist. Wenn ich etwas korrigieren muss, dann mache ich das sanft, so dass sie es kaum merken. Das Handgelenk soll sich bewegen wie auf Wasser. Ich halte meinen Fokus aber nicht zu sehr darauf, sonst gehen die Schultern hoch und die Ohren zu.


Immer schön fröhlich Musik machen

Uta



Donnerstag, 26. April 2012

Glückliche Familie Nr. 39: Keine Rabenmutter weit und breit


Friseurin schneidet Kundin die Haare.

Friseurin ist selbständig mit eigenem Salon und drei Mitarbeiterinnen.

Kundin arbeitet hauptberuflich in der Familie.

Friseurin hat eine kleine Tochter, gerade 1 Jahr alt, die seit neustem von 9 bis 17 Uhr in einer Kita betreut wird.

Kundin hat mit Freude ihren Beruf als Zeitschriftenredakteurin aufgegeben, als das erste Kind kam. Sie hat einen Sohn und eine Tochter, die noch nie einen Hort von innen gesehen haben.

Die kleine Tochter der Friseurin freut sich schon wenige Meter vor dem Kita-Gebäude auf die anderen Kinder.

Als der kleine Sohn der Kundin mit zweieinhalb Jahren in eine Spielgruppe gehen sollte, zitterte das Spielgruppen-Gebäude von seinem Geschrei.

Die Tochter der Friseurin hat gerade ihre ersten Schritte gemacht. Die Friseurin konnte nicht dabei sein, was traurig ist.

Der Sohn (14) der Kundin lernt Latein. Häufig stolpert er über die Unterschiede in den Deklinationen. Die Kundin ist häufig dabei, was nervig ist.

Die Friseurin liebt ihren Laden. Sie ist die Beauty-Queen. Sie muss andere Menschen schön machen.

Die Kundin liebt ihr Leben mit den Kindern und deren Freunden, mit Aufräumen und Schreiben, mit Backen, Basteln und Bloggen.

Wenn das Kind der Friseurin im Laden ist, wird es geherzt von allen Mitarbeitern und von einem Kundinnen-Schoß zum nächsten gereicht.

Wenn die Kinder der Kundin aus der Schule kommen, ist (fast) immer jemand da ...  zum Erzählen, gemeinsam Essen, zum Nerven, zum Trösten.

Zwei Leben, zwei Konzepte.

Keine Rabenmutter weit und breit.




"Kinder können sich anpassen an alle Arten des Bemutterns: es gibt nicht den besten Weg... Zum Beispiel in Großbritannien werden Frauen heute bestärkt, Vollzeitstellen anzunehmen und ihre Babies in eine Krippe zu geben. Gar nicht so viel früher wurden sie bestärkt, zu Hause zu bleiben, während die Männer Geld verdienen gingen. Keinem der beiden Fälle kann man eine absolute Tugend zuschreiben, bloß einen wirtschaftlichen Vorteil, kaschiert als ethischer Wert.
Diese Entscheidungen müssen die Eltern treffen und so lange das Kind von genug Liebe umgeben ist, kann es sich an fast alles Denkbare anpassen. Wir sollten aufhören, uns selbst zu quälen. Es gibt keine ideale Mutter und schon die Idee von perfekter Mütterlichkeit ist ein tyrannisches Konzept, missbraucht von Menschen an der Macht." (Tom Hodgkinson: The idle parent. Why less means more when raising kids, London 2009, S. 36 - 37, übersetzt von mir) 


Immer schön fröhlich bleiben

Uta


Montag, 23. April 2012

Glückliche Familie Nr. 38: Selbstbewusstsein


In einer Fortbildung für Elterntrainer lernte ich eine patente Frau kennen. Sie referiert seit Jahren über das Thema "Erziehung" an Familienbildungsstätten und hielt während der Fortbildung einen kundigen Vortrag über "Freies Spiel".
In der Mittagspause unterhielten wir uns über unsere eigenen Kinder. Und zwischen Chefsalat und Bayrischer Creme meinte sie plötzlich: "Unsere große Tochter hat so gar kein Selbstbewusstsein. Weisst du, was man da machen kann?"

Selbstbewusstsein, Selbstwertgefühl, Selbstvertrauen.

In jeder Fußgängerzone könnte man eine Umfrage machen "Wie steht es mir Ihrem Selbstwertgefühl?" Und selbst Zeitgenossen des Typs "Bulldozer" würden wortreich zu Protokoll geben, dass sie von klein auf darunter leiden, nicht genug Selbstwertgefühl zu haben.


Bei einem Elternstammtisch Anfang der fünften Klasse sagte eine Mutter: "Unser Hendrik hat sich in der neuen Klasse gut eingefunden. Dabei ist er ja sooooo ein Sensibelchen."
Die anderen Eltern starrten betreten in ihre Apfelsaftschorle. 
Ja, sind unsere Kinder alle Dumpfbacken?



Amy stellt sich zum Glück nie die Frage: "Bin ich als Katze gut genug?"











Kleine Kinder haben keine Frage zu ihrem Selbstwert.

Steht mir das neue Mützchen? Fahre ich gut genug Bobbycar? Werde ich es schaffen, die Erwartungen meiner Eltern beim Abriss der Bauklotztürme zu erfüllen?

Solche Fragen stellt sich kein Kind.

Solche Fragen lernt es von den Eltern.

Am Anfang schauen wir unser Neugeborenes an, glückselig über sein pures Sein. Dann vergehen die Monate und wir beginnen mit unserer höchstrichterlichen Tätigkeit als Eltern in der Leistungsgesellschaft.

Wir nötigen unser Kind aufs Töpfchen, weil das Nachbarskind ja auch schon trocken ist.
Wenn es im Kindergarten eine blaue Sonne malt, können wir uns nicht verkneifen zu sagen, dass die Sonne gelb ist.
Wenn es stolz mit einer "Drei" in Englisch nach Hause kommt, müssen wir wissen, ob Ann-Kathin wieder eine "Eins" hatte.

Mir persönlich hilft es, einen Unterschied zu machen zwischen Selbstwertgefühl und Selbstgefühl (Jesper Juul).

Um Selbstwertgefühl zu entwickeln, muss ich einen Wert erwirtschaften, eine Leistung vollbringen, etwas über mich beweisen.

Selbstgefühl zu haben, bedeutet, einfach zu wissen, wer ich in meiner Einmaligkeit bin.

Damit Kinder ihr gesundes Selbstgefühl nicht verlieren, ist es gut, wenn sie
  • malen
  • singen
  • musizieren
  • tanzen
  • frei schreiben
  • auch mal allein sind
  • viel draußen sind
  • Stille erleben
  • meditieren lernen
  • Eltern mit Selbstgefühl haben

Das kleine Märchen von Peter Bichsel bringt es auf den Punkt:

Columbin 
Am Hofe gab es starke Leute und gescheite Leute, der König war ein König, die Mädchen waren schön und die Männer mutig, der Pfarrer fromm und die Küchenmagd fleißig – nur Columbin, Columbin war nichts. Wenn jemand sagte: „Komm, Columbin, kämpf mit mir“, sagte Columbin: „Ich bin schwächer als du.“ Wenn jemand sagte. „Wie viel gibt zwei mal sieben?“, sagte Columbin. „Ich bin dümmer als du.“ Wenn jemand sagte: „Getraust du dich, über den Bach zu springen?“, sagte Columbin. „Nein, ich getraue mich nicht.“ Und wenn der König fragte: „Columbin, was willst du werden?“, antwortete Columbin: „Ich will nichts werden, ich bin schon etwas, ich bin Columbin.“ 
(aus dem Kalender "Der Andere Advent", 2010) 

Immer schön fröhlich bleiben

Uta

Freitag, 20. April 2012

Glückliche Familie Nr. 37: Mütterlichkeit leben


Heute muss ich politisch werden. Das Thema "Frauenquote" springt mir aus allen Medien entgegen. Ich zappe durch die Talkshows, überfliege die Artikel und denke:

"Mädels, ist das wirklich unser Thema?"

Ich sehe bei Spiegel-Online all die Überschriften ("Frauen in Vorständen", "Frauen im Management", "Frauendiskussion in der Union") und möchte dick drunter schreiben: "Thema verfehlt."

Brauchen wir Frauen diesen Dirigismus? Sind wir nicht mächtig genug, die Dinge zu erreichen, die wir mit ganzem Herzen wollen?

Ich zum Beispiel schreibe gerne (ach) und habe früher als Zeitschriftenredakteurin gearbeitet. Wenn mich heute eine Frauenquote in die Chefredaktion einer Zeitschrift katapultieren würde und ich meine Kinder nur in einem "Zeitfenster" am Abend erleben dürfte, wäre ich das heulende Elend.
Ich würde die Pumps in die Ecke feuern, den riesigen Schreibtisch umwerfen und mit Heinz Rudolf Kunze schmettern:
"Ich bin weit gekommen, doch was will ich hier!?"

Frauen dürfen für mich alles werden: Bankvorstand, Hausfrau, Bundeskanzlerin, Galeristin, Unipräsidentin, Kindergärtnerin, Managerin, Altenpflegerin, General, Fingernageldesignerin, Chefärztin ...Aber müssen wir sie dahin drängen?

Die Diskussion über die Frauenquote erinnert mich an einen Bekannten, der körperbehindert ist. Immer wieder muss er sich dagegen wehren, dass ihn gut meinende Menschen über Straßen schieben, die er gar nicht überqueren will.



Frau geht ihren Weg


Was ist, wenn ich meine Mütterlichkeit leben will?
Was ist, wenn ich glücklich bin fünf Ebenen unter dem Vorstand, weil mir das Zeit lässt, mit meinem Sohn am Teich neben der Kita Steine über das Wasser springen zu lassen?
Was ist mit Menschen, die den inneren Auftrag haben, andere zu hegen und pflegen ... nicht nur ihre eigenen Kinder, sondern auch andere Kinder oder kranke oder alte Menschen?
Muss ich erst Nadelstreifen und Pokerface tragen, um als moderne Frau zu gelten?

Es fehlt doch nicht an Chefs mit Busen und Gebärmutter, sondern an gelebter Mütterlichkeit (gerne auch von Männern).

Meine Forderungen:
  • bessere Ausbildung und Bezahlung für Erzieherinnen
  • saftige Provisionen für jede Nachtschicht, die eine Krankenschwester auf der Intensivstation arbeitet
  • Lustreisen für Altpflegerinnen und -pfleger, die mit Hingabe ihre Arbeit tun
  • Managergehälter für Hebammen 

Das ist der Skandal: Dass immer mehr Hebammen ihre Arbeit aufgeben müssen, weil sie nicht mehr davon leben können.

Und nicht, dass Frau Dr. Dr. Sowieso nicht den Vorsitz des Vorstandes übernimmt.

Egal ob Frauen oder Männer - Menschen, die sich an entscheidender Stelle für eine Aufwertung der "helfenden" Berufe einsetzen, würde ich mit jeder Quote unterstützen.

Damit erreichen wir viel mehr Frauen und ihre Familien als mit einer starren Frauenquote.

Her mit den Plakaten! Dafür gehen wir auf die Straße.

Kinder haben oder Mutter sein, ist ein riesiger Unterschied*.

Immer schön fröhlich bleiben

Uta


* Diese Unterscheidung verdanke ich Maria B. Craemer von der CoachingAcademie in Bielefeld.

Dienstag, 17. April 2012

Glückliche Familie Nr. 36: Die weise Verkäuferin


Die Tochter meiner Freundin hat zum ersten Mal ihre Tage bekommen. Meine Freundin ging darauf hin in einen Drogeriemarkt, um sich beraten zu lassen, was junge Mädchen heutzutage benutzen. Sie traf auf eine sehr nette Verkäuferin, selbst Mutter einer Teenager-Tochter. Von Frau zu Frau wurde das Für und Wider verschiedener Produkte besprochen, meine Freundin entschied sich für die Packung mit den Schmetterlingen, bis die Verkäuferin sagte: "Aber das Entscheidende fehlt noch." - "Das Entscheidende?" Meine Freundin balancierte schon Hygieneartikel auf beiden Armen. "Was denn noch?" - "Das Wichtigste finden Sie dort!" Die Verkäuferin wies auf einen Tisch, auf dem sich Konfektschachteln türmten. "Schokolade, kaufen Sie ihr Schokolade und einen großen Strauß Blumen. Dieser große Tag muss doch gefeiert werden."

Was für eine schöne Idee. Kein Tag zum Schämen und sich Unwohl-Fühlen, sondern zum Feiern. So werde ich es bei meiner Tochter auch machen.

Immer schön fröhlich bleiben

Uta

Montag, 16. April 2012

Glückliche Familie Nr. 35: Kind stärken


In einem Buch des dänischen Familientherapeuten Jesper Juul gibt es ein Kapitel über das Loben, das essentielle Dinge darüber sagt, wie Kinder stark werden.

Die anderthalbjährige Katharina - so Juuls Beispiel - spielt in Begleitung ihrer Mutter auf einem Spielplatz. Einmal steht sie oben auf der Rutsche und ruft: "Mama, guck mal."

Es gibt mehrere Möglichkeiten, darauf zu reagieren:

A  "Toll machst du das, Katharina!"

B   Hingucken, winken. "Hallo, Katharina, ich sehe dich."

C   "Ja, schön, aber halte dich gut fest, dass du nicht herunter fällst!"

D   Sich weiter unterhalten mit der anderen Mutter.


Wie würdest du reagieren?


Ich bin die A-Typ-Mama, begeistert über jedes Produkt ihrer Kinder, jedes Krikelkrakel ein Gemälde, jede Lebensäußerung zum Niederknien ...

bis ich Juul las.

Er sagt, dass in der Situation mit Klein-Katharina auf der Rutsche ein fundamentales Missverständnis liege. Kinder in dem Alter wollen nicht bewertet werden. Sie kommen gar nicht auf die Idee, dass das Heraufklettern auf die Rutsche eine Leistung sei. Wenn sie rufen "Guck mal!" wollen sie nur in ihrer Existenz bestätigt werden. Mit unserer Bewertung bringen wir Katharina erst auf die Idee, sie könnte beim Bezwingen der Rutsche etwas falsch oder schlecht machen.





Immer dieser Daumen!

Loben ist eine wichtige Form der Anerkennung, aber es ist immer eine Bewertung. Auch unsere großen Kinder wollen nicht ständig bewertet werden, sie wollen keinen Dauer-Kommentar zu ihrem Tun, sondern als eigene Person gesehen werden.

Ich stand noch frisch unter dem Eindruck des Juul-Kapitels, als Kronprinz (14) kam und mir davon erzählte, wie er die Bewerbung für sein Sozialpraktikum verfasst hat. Sonst hätte ich ihn viel schneller unterbrochen, hätte seine Ideen sofort kommentiert, in Lichtgeschwindigkeit eine fertige Meinung dazu gehabt, eigene Ideen eingeworfen. Diesmal war ich einfach präsent und siehe da: alles, was ich vorgeschlagen hätte, kam von ihm selber und besser. Ein schöner Moment für uns beide.

Ich folgere für mich daraus
  • darauf achten, nicht in dieses pädagogische Loben zu verfallen, das man gerne anwendet um ein gewünschtes Verhalten zu erreichen (=Manipulation)
  • meine Kinder schon loben, aber spontan, mit echter Begeisterung, weil es ohne Absicht aus mir heraus strömt
  • das Kind sehen (= zuhören, erzählen lassen, Werke zeigen lassen)
  • das Sein der Kinder genießen
  • vor allem will ich vorleben, dass auch ich nichts über mich beweisen muss

Das Kapitel, auf das ich mich hier beziehe, ist aus dem Buch Jesper Juul: Dein kompetentes Kind. Hamburg 2009, Seite 97 - 137. Darin geht es auch um den Unterschied zwischen Selbstgefühl und Selbstwertgefühl, eine Erkenntnis, die mich sehr tief innen glücklich macht. Davon bald mehr.

Immer schön fröhlich bleiben

Uta


PS: Zur Auflösung meines kleinen Erziehungs-Quiz von oben:

Antwort A ("toll!") So reagieren die meisten Eltern, überhaupt nicht schlimm, aber Juul empfiehlt

Antwort B ("Ja, ich sehe dich!")

Antwort C ("...aber halt dich gut fest ...") macht Kinder eher ängstlich und ungeschickt.

Antwort D (sich mit anderer Mutter unterhalten) ist auch mal völlig okay. Der Anspruch der Dauerpräsenz führt garantiert zum Eltern-Burn-Out. 

Freitag, 13. April 2012

Glückliche Familie Nr. 34: Leben nicht vergessen



 "Zuerst sehnte ich mich danach,

das Abitur zu machen und zu studieren.

Dann sehnte ich mich danach,

mein Studium zu beenden und eine Stelle zu finden.

Dann sehnte ich mich danach,

zu heiraten und eine Familie zu gründen.

Dann sehnte ich mich danach,

dass meine Kinder groß genug sind, 

in die Schule zu gehen,

so dass ich wieder arbeiten konnte.

Dann sehnte ich mich danach,

mich zur Ruhe zu setzen.

Und jetzt sterbe ich ... 

und plötzlich muss ich erkennen,

dass ich zu leben vergessen habe."

(aus: Wayne W. Dyer: Glück der positiven Erziehung. München 1989, S. 205)









"Leben" ist für mich:
  • Jeden Tag mindestens ein Freude.
  • Nicht immer auf die Zukunft schielen ... auch nicht auf die der Kinder. ("Wann schreibst Du noch mal die nächste Mathe-Arbeit?")
  • Morgens eine Erledigungsliste schreiben und mittags kühn mindestens einen Punkt wieder streichen (Es ist frappierend, wie wenige Dinge sich als wirklich wichtig erweisen.)
  • Alleinzeit mit meinem Mann.
  • Innehalten und die Kinder einfach nur beobachten.
  • Wenn die Sonne scheint, einen Moment auf der Bank vor dem Haus sitzen und die Wärme auf der Haut spüren.
  • Eine Arbeit tun, bei der ich die Zeit vergesse.
  • Ein erfüllendes Gespräch führen mit meinen Eltern, meinen Schwestern, einer Freundin. 
  • Lachen, Tanzen, ein Essen oder die Natur genießen. 

Immer schön fröhlich bleiben

Uta


PS 1: Der Schriftzug "leben" ist aus Holz und hier zu bestellen. Es gibt auch die Glückswörter "lächeln" oder "träumen" auch in Gold. So schön!

PS 2: Beim Noch-einmal-Lesen ist mir aufgefallen, dass dieser Post klingt, als läge ich auf dem Sterbebett. Nein, ich bin kerngesund!
Es ist aber nachgewiesen, dass Menschen, die sich mitten im Leben ihrer Endlichkeit bewusst sind, deutlich glücklicher leben als die, die das Thema "Tod" meiden.

Mittwoch, 11. April 2012

Tipp für Zwischendurch: Hausaufgaben


"Wer ist verpflichtet, Almosen zu geben?" - "Die Islamisten." - "Nein, Schatz, die spenden nichts, die legen Bomben. Es sind die Moslems." - "Und wie hieß noch mal der, der Jesus umgebracht hat?" - "Pontius Pilatus, er hat Jesus aber nicht umgebracht, er hat ihn zum Tode verurteilt." - "Und der war Jude und deshalb werden die Juden immer gejagt, oder?" - "Nicht ganz, Schatz, der war Römer und die Römer glaubten damals an viele Götter, Gott des Weins, Göttin des Krieges und so weiter ..."

Prinzessin (11) übt für den Test über Weltreligionen und ist schließlich eine intime Kennerin der Unterschiede zwischen Juden, Moslems, Buddhisten und Terroristen.

Aber nach knapp einer Stunde des Fragens nach Atheismus und Hinduismus sehnt sich die ganze Familie nach dem Nirvana des Feierabends.

Sollen wir unseren Kindern bei den Hausaufgaben helfen? 


Auch das ist eine echte Glaubensfrage.

Als Elterntrainerin habe ich immer erzählt, die Eltern sollten möglichst nicht helfen, damit die Kinder lernen, selbständig zu lernen.
Auch die Lehrer sagen, man solle nicht helfen, sonst würden sie nicht merken, wo bei dem einzelnen Schüler die Schwächen liegen.

Soweit die Theorie.

Aber mal ehrlich. Wenn das eigene Kind verzweifelt ist, weil es etwas nicht verstanden hat, dann lässt man es nicht ins Messer laufen, oder?

Wenn im Körper der Frust tobt, weil es in einem Fach stark abgesunken ist, dann braucht es Hilfe, oder?

1. Regel
In unserer Familie gilt die Maxime: Wir unterstützen uns gegenseitig und das gilt auch für den Lebensbereich, der im Leben unserer Kinder viel Platz einnimmt: die Schule. 
Als ich Kind war, hatte eine meiner älteren Schwestern in Kunst eine Schwachsinns-Hausaufgabe auf. Sie sollte aus Krepppapier Hunderte bunter Knubbel formen und auf ein großes Blatt Papier kleben. Stunden hätte das für meine Schwester gedauert. Schließlich hat sich die ganze Familie am Abend hingesetzt und Knubbel geknetet. Das war richtig nett.

2. Regel
Wir interessieren uns als Eltern für Schule und wir helfen punktuell, aber wir werden nicht zu "helicopter-parents". Das sind Eltern, die nur noch über ihren Kindern kreisen. 
"Gab es in Englisch einen neuen Zettel?" - "Nein, Mama."
"Hast du Nora nach den Kopien der Übungsarbeit gefragt?" - "Ja, Mama."
"Hast du in Deutsch wirklich keine Hausaufgaben auf?" - "Neiiiiiiiiiiiiiin, Mammmaaaa!" 
Wenn wir so über unseren Kindern kreisen, sind wir voller Angst, sie könnten Niederlagen erleben. Auch ich bin immer wieder gefährdet, in den Sinkflug zu gehen und mit lärmenden Rotorblättern meinen Kindern viel zu Nahe zu kommen. Auch ich habe die obigen Fragen schon gestellt. 
Aber ich merke, dass es keinem von uns gut tut. Ein furchtbarer Argwohn schleicht sich ein, eine Atmosphäre des Misstrauens, der Enge, der Angst. 
Beim Elterntraining erzählte eine Mutter, dass sie regelmäßig im Ranzen nachschauen würde, ob da nicht doch noch wichtige Zettel lägen, und ob das nicht okay sei. 
Nein, ist es nicht. 
Wenn ich zwischen dem Wert "Gute Schulnoten" und "Vertrauen zwischen Kind und Eltern" abwägen  soll, muss ich nicht lange nachdenken.

3. Regel
Wir sind als Eltern nicht der verlängerte Arm der Schule, wir sind nicht der fünfte oder sechste Lehrer unseres Kindes.
Wir sind Mutter oder Vater.





Kümmere ich mich deshalb gar nicht mehr um die Schulaufgaben meiner Kinder?

Doch.
  • Ich mache mit Prinzessin (11) direkt nach dem Mittagessen "Lagebesprechung". Welche Hausaufgaben liegen an? Was ist das Wichtigste? Was ist direkt für morgen? Ich finde, dass Kinder im ersten Jahr auf der weiterführenden Schule etwas Hilfe brauchen, um sich zu organisieren mit den vielen neuen Fächern und Lehrern.
  • Bei Kronprinz (14) gibt es nur noch "Lagebesprechung", wenn er darum fragt.
  • Wenn die Kinder in der Schule ihren Job nicht machen, trete ich bei den "Junk"-Medien (Playstation, Computerspiele) auf die Bremse.
  • Wir machen uns immer wieder klar, dass Schule nicht alles ist im Leben. Wirklich nicht.

Immer schön fröhlich bleiben

Uta


Montag, 9. April 2012

Glückliche Familie Nr. 33: Ungerechte Eltern


Vorgestern Nacht habe ich Dragee-Eier in kleine Tüten gefüllt, um sie am Ostermorgen im Garten zu verstecken. Um gerecht zu sein, fing ich an, die kleinen Eier abzuzählen. Dann hielt ich inne: "Spinnst Du?", sagte ich zu mir selber. "Möchtest du Kinder haben, die nicht damit zurecht kommen, dass der Bruder oder die Schwester ein Dragee-Ei mehr im Beutel hat als sie selber?"
Nein.
Natürlich liegen zu Weihnachten ungefähr gleich viele Geschenke für beide Kinder unterm Weihnachtsbaum und in der Eisdiele dürfen beide zwei Kugeln mit Streuseln. Natürlich verwöhnen wir nicht das eine Kind und halten das andere knapp.

Aber wir nehmen das Thema "Gerechtigkeit" nicht zu wichtig.

Was ist denn gerecht?
Wenn alle immer das Gleiche bekommen?

Aber die Kinder sind doch auch unterschiedlich.

Meine Freundin hat drei Kinder. Wenn eins davon anfängt zu maulen "Das ist aber ungerecht", sagt sie ihnen: "Gerechtigkeit ist sowieso nur ein moralisches Konstrukt."
Ich weiß nicht, ob auch der Jüngste das versteht, aber zumindest wissen die Drei, dass sie diesen Knopf bei Mama nicht zu drücken brauchen.

Wenn Eltern überängstlich darauf bedacht sind, gerecht zu sein, setzen sie die Kinder auf die gleiche Spur. Dann infizieren sie die Kinder mit dem Gefühl, man könnte zu kurz kommen.

Solche Eltern geben sich unglaublich viel Mühe und erreichen genau das Gegenteil von dem, wofür sie sich so angestrengt haben.

Aus dem gut gemeinten Wunsch, niemanden zu benachteiligen, verbreitet sich so ein Gefühl permanenten Mangels. Die Kinder bekommen den Eindruck, dass alles knapp ist, wenn mit so viel Anstrengung um gleiche Verteilung gerungen wird.

Kennt ihr das von Kindergeburtstagen? Es sind immer kleine Gäste dabei, die Angst haben, sie kämen zu kurz: beim Aufschneiden des Kuchens, bei der Vergabe der Rollen im Spiel, der Verteilung der Preise ...

Wenn wir Kinder mit dem Gerechtigkeitsvirus infizieren, entwickeln sie die Einstellung, andere seien ihnen etwas schuldig: die Eltern, die Lehrer, der Staat, das Leben.

Als Kronprinz in der dritten Klasse war, ging mein Mann zum Elternabend. Die erste mehrtägige  Klassenreise stand bevor. Die Lehrerin wollte die Regel vereinbaren, dass niemand seinem Kind eine Karte oder einen Brief in das Landschulheim schreiben dürfe. Denn wenn 15 Kinder Post bekämen und 10 bekämen keine Post, dann sei das ungerecht. Die meisten Eltern nickten.
Mein Mann meldete sich zu Wort und sagte, dem könne er nicht zustimmen. Diese Regel sei grenzsozialistisch. Und auch die Diktatur der überbesorgten Mütter werde ihn nicht davon abhalten, seinem Sohn einen Brief zu schreiben, wenn ihm danach sei.


(danach war Stille: Schockstarre der Gerechtigkeitsfanatiker)


Bitte versteht mich nicht falsch: Wenn wir eine Gruppe von Kindern beschenken wollen, darf natürlich kein Kind leer ausgehen.

Aber verbeißt euch nicht bei jeder Gelegenheit in das Thema "Gerechtigkeit".

Mein kleiner Leitfaden:
  • Schenkt aus vollem Herzen, schenkt spontan. Gerade kleine Kinder freuen sich über Kleinigkeiten: eine Muschel, ein Stein, eine schöne Feder ...
  • Geschenke müssen nicht teuer sein, aber schenkt häufig und persönlich. Leben ist Fülle, kein Aufrechnen, Abmessen, Wiegen. Je früher Kinder diese Fülle erleben, umso besser.
  • Wenn ich selber mal leer ausgehe oder enttäuscht bin über ein Geschenk, meckere ich nicht rum. Ein anderes Mal werde ich dann umso reicher beschenkt werden.
  • Wenn ein Kind Geburtstag hat, kauft den anderen keine "Trostgeschenke". Was ist das denn für eine Idee? Damit vermittele ich ja dem Geschwisterkind, dass es sonst Mangel leidet, dass es sich nur freuen kann, wenn es auch beschenkt wird. Damit vereitele ich die Freude des puren Mitfreuens. Kinder schenken selber so gern. Lasst sie die Freude auf der Geberseite erleben statt alles mit Trostgeschenken zu ersticken. 
  • Stellt die Freude in den Vordergrund, nicht das "moralische Konstrukt" Gerechtigkeit. Wenn ihr merkt, ihr verstrickt euch in rechthaberische Diskussionen über Gerechtigkeit, haltet inne und wickelt das nächste kleine Geschenk ein.

Wie steht ihr zum Thema "Trostgeschenke"? Habe ich da eine zu strenge Haltung?
Ich freue mich, wenn ihr mir eure Meinung schreibt.

Immer fröhlich sich verschenken

Uta

Freitag, 6. April 2012

Glückliche Familie Nr. 32: Die Alphabetisierung von Eiern



Rituale sind ja wichtig für Kinder. Aber Eierfärben zu Ostern fand ich immer lästig. Die meisten Eier platzen im Topf und kommen mit weißen Eiweißbeulen raus. Die Unversehrten müssen in Gläsern mit Naturfarben liegen und sind auch nach den Spätnachrichten noch fahl. Welche Farben ich bisher auch ausprobiert hatte, nie sahen meine Eier so aus wie die auf der Packung. Aber heute morgen ...

haben die Kinder mit ihren Freunden Eier gefärbt.






Wir haben Kaltfarben verwendet und goldene Klebebuchstaben. Wenn man das Ei nach fünf Minuten aus dem Wasserbad gefischt hat, kann man die Buchstaben abziehen oder drauf kleben lassen.






Eier statt Tischkarten.





Immer schön fröhlich Eier färben


Uta 




Mittwoch, 4. April 2012

Glückliche Familie Nr. 31: Herr Kanamoris Schule des Lebens


Ich habe gestern einen kleinen Dokumentarfilm über den japanischen Lehrer Toshiro Kanamori gesehen. Kanamori unterrichtet in einer Grundschule in Kanazawa, nordwestlich von Tokio. Tief bewegt saß ich vor dem Laptop und dachte: "Unglaublich, so kann Schule sein?!"

Kanamori lässt die Kinder sogenannte Notebook-Letter schreiben. Darin sollen sie jeden Tag ihre Gedanken in Worte fassen. Wer will, darf seinen Mitschülern vorlesen, was ihn beschäftigt. Auf diese Weise wächst das Verständnis der Schüler füreinander und der Zusammenhalt in der Klasse wird größer. Themen, die die Kinder sehr berühren wie Glück, Verlust, Freundschaft, Tod, Einsamkeit, Liebe kommen zur Sprache.

Was ich nicht in Worte fassen kann, ist die Atmosphäre einer tiefen Verbundenheit in dieser Klasse durch alle Höhen und Tiefen hindurch. Seht einfach selbst!

>> Children full of life/ Playlist (1-5) <<


Ich danke Mathias Voelchert von familylab für den Hinweis auf diesen Film.

Immer schön fröhlich Schule verändern

Uta

Montag, 2. April 2012

Glückliche Familie Nr. 30: Jungs verstehen,Teil 2



Ich setze das Thema "Jungs verstehen" fort, weil ich im vergangenen Sommerurlaub zwei Bücher über Jungen gelesen habe, von denen ich bis heute profitiere. Im letzten Post waren es einige Erkenntnisse von Vera Birkenbihl. Diesmal kommt Frank Beuster zu Wort. Frank Beuster: Die Jungenkatastrophe. Das überforderte Geschlecht. Reinbeck bei Hamburg 2007.

Die Sonne brannte mir aufs Hirn, ich hatte Sand im Kugelschreiber, aber eine Stelle musste ich mir komplett rausschreiben. Hier das Originalzitat:
Jungen haben in den Augen von Frauen oftmals viele Schwächen. Sie sind ... so vergesslich, besonders bei den Dingen, die andere von ihnen wollen. Ihre eigenen Interessen haben sie dagegen immer im Kopf. Mein Sohn Fabian baut die aufwändigsten Holz- und Metallkonstruktionen, dabei denkt er an alle Details. ... Doch wenn seine Mutter ihn auffordert, auf dem Weg in sein Zimmer noch eben der Katze Futter zu geben, die Schultasche im Flug wegzustellen und oben im Bad das Fenster zuzumachen, ist er damit überfordert. Sie, als Frau, kann nicht begreifen, dass er das nicht hinbekommt. Sie macht den ganzen Tag mehrere Dinge gleichzeitig ... Warum tut er das nicht? 
Sie hat das Gefühl, "er will mich ärgern, er nimmt mich nicht ernst, er will, dass ich alles mache, er belastet mich". Er hört den Klang der Stimme seiner Mutter wohl, doch die Worte erreichen ihn nicht. Nicht aus Bösartigkeit! 
Mütter, die ihrem Sohn das Gefühl geben, er sei vergesslich, zu faul oder ignorant, sollten bedenken, dass ein Junge sich viel mit anderen vergleicht, sich oft in Konkurrenz zu anderen befindet (bei Jungs gibt es eine viele härtere Rangordnung als bei Mädchen, Anmerkung der Bloggerin). Doch gegen eine berufstätige Mutter, die nebenbei einen komplexen Haushalt führt und das Leben einer Kleinfamilie managt, fühlt sich der Junge nicht konkurrenzfähig." (Die Jungenkatastrophe, S. 29/30)



Bei so vielen Details können die häuslichen Pflichten schon mal auf der Strecke bleiben. "Querschnitt eines Mehrfamilienhauses in der Großstadt", Kronprinz 2009


Was hilft, damit Mutter und Sohn glücklich zusammen leben können:
  • es nicht zu genau nehmen mit der Ordnung
  • für viel Kontakt mit männlichen Vorbildern sorgen: Vater, Onkel, Opa, Trainer, Nachbar ...
  • Kuscheln (vor allem Mamas Rolle)
  • Rangeln, Kämpfen und sagen, wo der Hammer hängt (Papas Rolle)
  • sich auch mal interessieren für das neue Computerspiel und sich Erfolge darin zeigen lassen 
  • Anerkennung (Prof. Peter Struck, Erziehungswissenschaftler: "Jungen brauchen fünfmal mehr Lob als Mädchen.")
  • Jobzettel hier oder Türklinkenschilder hier

Immer schön fröhlich bleiben

Uta