Donnerstag, 9. Februar 2012

Glückliche Familie Nr. 5: Martha Beck

Eine steile akademische Karriere stand ihr bevor, sie dozierte an der Eliteuniversität Harvard und bekam als zweites Kind ihren Sohn Adam, einen Jungen mit Down Syndrom. Für Martha war bis dahin alles perfekt gelaufen, aber mit Adam im Bauch und dem Ergebnis der Fruchtwasseruntersuchung in der Hand, fiel alles zusammen, woran sie bisher geglaubt hatte.
Kurz vor Adams Einschulung sitzt sie mit dem Jungen einem Sonderpädagogen gegenüber, der Adams Schuleignung testen will.

"Nachdem ich beinahe dreißig Jahre meines Lebens verzweifelt bemüht gewesen war, jeden beliebigen Test zu bestehen, den das Erziehungssystem und die Gesellschaft mir vorlegten, muss ich immer wieder daran erinnert werden, dass das Ziel dieser ganzen Bemühungen ein glückliches Leben ist. Und um das zu erreichen, gibt es oft direktere Wege, als sich den strengen Standards anzupassen, die die Gesellschaft gesetzt hat. ...
Jedem, der mir vor zehn Jahren erzählt hätte, dass ich eines Tages meine verbissenen Anstrengungen, den "normalen" Arbeitsanforderungen zu entsprechen, völlig aufgeben würde, hätte ich ins Gesicht gelacht. ... Im Leben nur nach Freude zu streben, wäre mir als Wahnsinn, wenn nicht als Blasphemie erschienen. Aber als ich ein paar Jahre mit Adam zusammengelebt hatte, fand ich diese Idee so überzeugend, dass ich Berufsberaterin wurde. Eine ziemlich unorthodoxe Berufsberaterin, das stimmt. Ich bin immer wieder überrascht, wie meine Klienten reagieren, wenn ich vorschlage, sie sollten lieber vielfältige Erfahrungen machen als nach Sicherheit streben. ...Und dann erinnere ich mich, dass ich trotz meiner jahrelangen Ausbildung das meiste, was ich über Glück im Leben weiß, von einem einzigen Menschen gelernt habe, und der lehrt an keiner Universität. Er wäre beinahe nicht in die erste Klasse Grundschule zugelassen worden."

Die Stelle ist aus dem Buch "Martha Beck: Ein wunderbares Kind. Wie Adam mein Leben verändert hat. München 2000". Nach meinen Recherchen gibt es das nur noch gebraucht, zum Beispiel hier.

Diese Buch gehört zu denen, die ich immer mal wieder in die Hand nehme, um den Blick fürs Wesentliche nicht zu verlieren.

Immer fröhlich bleiben

Uta