Montag, 6. Februar 2012

Glückliche Familie Nr. 2: "Spiritsapping"


Ich hatte neulich schon das Buch über entspannte Elternschaft "The idle parent" von Tom Hodgkinson erwähnt. Auch wenn wunderliche Dinge darin stehen wie zum Beispiel, dass Eltern die besten Erzieher seien, wenn sie leicht alkoholisiert sind, lohnt sich das Buch schon wegen seiner Umschlagillustration:



Die Flecken links sind nicht von meinem letzten Cocktail, sondern von denen des Vorbesitzers. Ich habe das Buch hier gebraucht gekauft.  

Auf Seite 25 habe ich eine Stelle entdeckt, die mich sehr beglückt. 

"Die entspannte Mutter", schreibt Hodgkinson, "meidet Arbeit eigentlich nicht . Im Gegenteil, wie auch der entspannte Vater, liebt sie sie. Eine Aufgabe ihrer Wahl, das ist es, unabhängige Arbeit, selbst gestaltete Arbeit, kreative Arbeit. Was sie vermeidet, ist diese schreckliche, Furcht einflößende, den Geist schwächende Erfindung des industriellen Zeitalters: der Vollzeitjob. Was sie meidet, ist die schreckliche Sklaverei des Angestelltseins. Für die entspannte Mutter geht es nicht um die Frage 'Gehe ich zurück in den Job oder bleibe ich zu Hause?'. Sie erkundet das weite und reiche Terrain zwischen diesen beiden unproduktiven Polen. Sie kreiert ihren eigenen Job, einen, den sie mitten im Leben mit ihren Kindern ausüben kann oder sie hört sogar für einige Jahre zu arbeiten auf. Und weil sie sich für beides bewusst entschieden hat, für die Arbeit und das Zusammensein mit ihren Kindern, genießt sie beides. Es ist unsere Gewohnheit, das Leben als eine Serie von Lasten zu betrachten, die man uns von außen aufbürdet. Diese Sichtweise erzeugt das Elend. Wenn wir einmal erkannt haben, dass wir freie und verantwortliche Kreaturen sind, werden wir von den Lasten befreit sein. Wir müssen den künstlichen Dualismus (zwischen Vollzeitjob und Vollzeitmutter, Anmerkung Uta) zerschlagen."


"...the idle mother does not actually avoid work. On the contrary, like the idle father, she embraces it. Work of her own choosing, that is, independent work, autonomous work, creative work. What she avoids is that terrible, fearful, spiritsapping invention of the industrial age: the full-time job. What she avoids is the terrible slavery of the corporation. For the idle mother, it is not a choice between 'going back to work' or 'staying at home'. She explores that vast and rich territory between those two barren poles. She creates her own job, one that she can fit around her children or even stop doing for a few years. And having made the conscious decision to both work an look after the children, she enjoys both. It is our habit of seeing life as a series of burdens imposed on us by outside forces that creates misery. Once we recognize that we are free and responsible creatures the burden is lifted. We must smash artificial dualisms."

"Spiritsapping" ist für mich das Wort des Tages. Wann immer wir merken, dass wir einer Arbeit nachgehen, die "spiritsapping" ist, die uns auswringt, unseren Geist austrocknet, den Körper schwächt, die Lebensgeister ausrottet, hören wir damit auf. Einfach so. Stop it!

Das geht nicht? Wohl! Zum Beispiel mit dem Pareto-Gesetz. Der italienische Wirtschaftswissenschaftler Pareto hat herausgefunden, dass wir 80 Prozent all unserer Resultate mit 20 Prozent unseres Einsatzes schaffen. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass wir 80 Prozent unserer Energie völlig nutzlos vergeuden. Das macht einen doch ganz kribbelig, die goldenen 20 Prozent zu finden, oder? Die Antwort ist wie immer banal: Wir müssen das tun, was uns liegt. Dann sind wir effektiv.

Jetzt kommt noch ein Glücklichmacher, ein paar Worte des Ulmer Hirnforschers Manfred Spitzer:
"Das Glücksempfinden des Menschen hat gar nicht die Funktion, uns dauerhaft glücklich zu machen, sondern hat die Funktion, uns alles, was gut für uns ist, rasch aneignen zu lassen. Wir lernen also vor allem mit Freude und mit Glück, ..." (Manfred Spitzer: Kritik der Disziplin aus (neuro-)biologischer Sicht, S. 202 in: Micha Brumlik (Hg.): Vom Missbrauch der Disziplin. Weinheim und Basel 2007)


Also immer fröhlich bleiben, das ist so was von effektiv.

Uta