Montag, 27. Februar 2012

Glückliche Familie Nr. 16: Unzurechnungsfähigkeit


Als Studentin hatte ich folgenden Satz des Publizisten Johannes Gross an meiner Pinnwand hängen:

Sobald Menschen Eltern werden, ist eine gewisse Unzurechnungsfähigkeit in Bezug auf ihre Kinder bei ihnen festzustellen. Aber nicht verkehrt. Menschen brauchen ein oder zwei andere Menschen, auf die sie sich hundertprozentig verlassen können. Und das müssen Eltern für ihre Kinder sein. 

(Ich habe den Schnipsel, den ich damals aus dem FAZ-Magazin ausgeschnitten hatte, nicht wiedergefunden. Deshalb kann es sein, dass ich es nicht Wort für Wort korrekt erinnere. Sorry Johannes Gross.)

Die Unzurechnungsfähigkeit hat das Zeug, uns Eltern wirklich glücklich zu machen. Und die Kinder gleich mit.

Im Zickenkrieg (hier) stehe ich natürlich hundertprozentig hinter Prinzessin. "Ja, aber deine Kinder sind ja auch keine Heiligen", sagte eine Mutter mal zu mir. Natürlich nicht, ..... obwohl bei Prinzessin und Kronprinz würde ich sagen ... siehe Unzurechnungsfähigkeit.

Nein, sie sind keine Heiligen. Aber wenn Prinzessin mit Kummer aus der Schule kommt, bin ich erst einmal auf ihrer Seite, egal, was sie selber vielleicht angerichtet hat.

Versteht mich nicht falsch. Die Tatsache, dass ich zu meinem Kind stehe, bedeutet nicht, dass ich die anderen Kinder für böse, heimtückisch oder durchtrieben halte. Oder dass ich mein Kind für besser halte als alle anderen ... obwohl im Fall von Prinzessin ... siehe Unzurechnungsfähigkeit. 

Wenn auch die Eltern von Marie, Ella und Lisa und wie die anderen Zicken alle heißen, hundertprozentig unzurechnungsfähig hinter ihren Töchtern stehen, 

wenn wir alle unsere Kinder darin unterstützen, ihre Konflikte aus eigener Kraft zu lösen,

wenn wir die Kraftspender im Hintergrund sind und uns sonst raushalten*,

dann haben wir wunderbare Zickenkriege, aus denen die Mädchen gestärkt hervorgehen. Oder?  

*Damit wir uns richtig verstehen: Ich meine hier die alltägliche Zickerei. In Fällen tiefster Demütigung oder Gewalt, muss ich mich als Eltern natürlich einmischen. Ich glaube aber, wenn wir so verfahren wie oben beschrieben, leisten wir einen Beitrag dazu, die wirklich schlimmen Dramen zu verhindern.

Und jetzt die Taschentücher herausholen und das rührendste Beispiel elterlicher Unzurechnungsfähigkeit anschauen, das ich kenne.


Immer schön fröhlich weinen


Uta 


PS: Danke, Isa, für den Hinweis auf diesen Film und auch sonst.